Sind Sie bei der Arbeit oft gelangweilt? Fühlen Sie sich abends erschöpft, obwohl Sie keinen Stress hatten und hätten Sie gerne einen anderen Job? Vielleicht leiden Sie am Boreout-Syndrom.
Bestimmt wissen Sie, was ein «Burnout» ist: Betroffene leiden unter einer hohen Arbeitsbelastung und sind überfordert. Es folgen psychische Probleme oder Erkrankungen. Das Boreout (englisch to bore – sich langweilen) beschreibt das Gegenteil davon. Man leidet hier demnach an Unterforderung und langweilt sich am Arbeitsplatz.
Das Boreout-Syndrom kann unterschiedliche Ursachen haben. Die Langeweile kann entstehen, wenn Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer schlicht zu wenig Aufgaben haben und unterfordert sind. Doch auch mit genügend Aufgaben kann sich ein Boreout entwickeln. Betroffene können etwa ihre Arbeit als unpassend, stumpf oder nicht ihren Fähigkeiten entsprechend wahrnehmen. Dies wiederum hat zur Folge, dass Beschäftigte sich nicht wertgeschätzt fühlen und ihre Arbeit als sinnlos empfinden.
Durch das daraus resultierende Desinteresse an der Arbeit können Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer oft keine herausfordernden Aufgaben mehr annehmen. Es entsteht eine Spirale aus abnehmender Motivation und immer anspruchsloseren Aufgaben. Der Job erscheint immer langweiliger und sinnloser.
Obwohl sich sicherlich jeder schon einmal gelangweilt hat, ist es nicht einfach, diesen Zustand zu beschreiben. Die Psychologie definiert Langeweile als «unangenehmen Gefühlszustand, der in repetitiven, bedeutungslosen oder unterfordernden Situationen entstehen kann». Diverse Studien zeigten, dass Langeweile unter anderem zu einer tieferen Arbeitszufriedenheit führt. Doch handelt es sich nur um gelegentliche Langeweile oder wirklich um das Boreout-Syndrom? Anhaltend unterfordernde Aufgaben und Langeweile können zu Demotivation und Frustration führen. Diese Symptome können wiederum am Anfang eines Boreouts stehen.
Das Boreout-Syndrom gilt bisher noch nicht als anerkannte psychische Störung oder Krankheit. Es wurde erstmals 2007 durch die Schweizer Unternehmensberater Philippe Rothlin und Peter R. Werder beschrieben.
Es gibt keine verbindlichen Kriterien für die Symptome oder die Diagnose eines Boreouts. Ebenso fehlt es an wissenschaftlichen Studien für eine adäquate Behandlung. Nichtsdestotrotz gibt es bestimmte typische Symptome, die häufig in Verbindung mit beruflicher Unterforderung auftreten. Körperlich macht sich das Boreout mit Symptomen wie Stress, Erschöpfung, Appetitlosigkeit und sozialem Rückzug bemerkbar. Weiters können Betroffene etwa unter Schlafstörungen, Schwindel, Panikattacken oder einer erhöhten Anfälligkeit für Infektionen leiden.
Ein Boreout baut sich schleichend auf und Arbeitnehmerinnen oder Arbeitnehmer bemerken es in der Regel erst dann, wenn die Symptome unerträglich werden. Dementsprechend braucht es auch Zeit, den durch Langeweile verursachten Stress wieder abzubauen.
Um einem Boreout vorzubeugen ist es empfehlenswert, mit der vorgesetzten Person zu sprechen und gemeinsam eine Lösung zu finden. Beim Arbeiten von zu Hause aus, sollte man sich Grenzen setzen und berufliche und private Aufgaben strikt auseinanderhalten. Ausserdem empfiehlt es sich, in der Freizeit neue Fähigkeiten zu erlernen. Dies kann motivierend wirken und das Gefühl von Produktivität vermitteln. Etwa durch eine ehrenamtliche Tätigkeit lässt sich das Selbstwertgefühl steigern.
Eine ärztliche Abklärung ist jedenfalls zu empfehlen, wenn jemand Symptome eines Boreouts über einen längeren Zeitraum an sich beobachtet. In frühen Stadien kann eine neue berufliche Herausforderung bereits die Lösung sein. Sollte das Boreout weiter fortgeschritten sein, ist häufig eine Psychotherapie notwendig, um die Negativspirale zu durchbrechen.
Im Unterschied zum Burnout, das nicht nur im Job, sondern häufig auch in der Schule oder im Privatleben vorkommt, liegt der Fokus beim Boreout eher auf dem Arbeitsplatz. Doch es gibt durchaus Lebensphasen, in denen die Entstehung eines Boreouts möglich ist. Der Eintritt in die Rente etwa kann durch Monotonie und Leerlauf verursachte Krankheitssymptome begünstigen und Ängste oder Depressionen nach sich ziehen.