Parabene – umstrittene Hilfsstoffe

Parabene machen Produkte keimfrei und länger haltbar, weshalb sie als günstige Hilfsstoffe in zahlreichen Kosmetika verwendet werden. Gleichzeitig stehen sie im Verdacht, der Gesundheit zu schaden. Was Sie darüber wissen sollten.

Sie stecken unter anderem in Duschgel, Bodylotion, Zahnpasta, Deo, Sonnenschutz, Shampoo oder im Lippenstift. Parabene sind chemische Substanzen, die bereits seit den 1930er-Jahren Kosmetika, Arznei- und Lebensmittel wirksam vor Bakterien und Pilzen schützen und die Produkte durch ihre konservierenden Eigenschaften lange haltbar machen. Sie sind geruch- und farblos und werden für den industriellen Einsatz synthetisch hergestellt. Parabene kommen auch in der Natur vor, zum Beispiel in Gurken, Erdbeeren oder Honig. In Verruf gerieten die weit verbreiteten Konservierungsstoffe 2004, als eine kleine britische Studie zu Deos Parabene in Tumorgewebe nachwies und einen – in Fachkreisen umstrittenen – Zusammenhang zwischen Parabenen und Brustkrebs herstellte. Kurz darauf zeigte eine Studie der DTU (Dänische Technische Universität), dass Parabene östrogenartig wirken, also dem weiblichen Sexualhormon ähneln, und darüber hinaus mit verminderter Spermienqualität, verfrühter Pubertät bei Mädchen und bestimmten Krebsarten in Verbindung gebracht werden. Damit war das Image der Parabene nachhaltig beschädigt und die Konsumentinnen und Konsumenten fortan verunsichert.

Angstmacherei oder Gefahr?

Bei einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Verbrauch von fünf Kilo Kosmetika pro Jahr ist diese Verunsicherung verständlich. Schliesslich möchte sich niemand bei etwas so Selbstverständlichem wie der täglichen Körperpflege mit einem unnötigen Hormon-Cocktail belasten. Zwar sind Parabene nicht die einzigen hormonell wirksamen Zusatzstoffe in Kosmetika, aber sie kommen am häufigsten vor. Zum Beispiel als Bodylotion aufgetragen, gelangen sie über die Haut in den Organismus. Bereits kurze Zeit nach dem Auftragen lassen sich Parabene im Blut nachweisen. Sie gelangen nachweislich ins Gewebe, in die Gebärmutter und in die Muttermilch. Deshalb ist es wichtig zu wissen: Die Herstellung von Kosmetika unterliegt strengen Vorschriften und Kontrollen. Die meisten der Tausenden von Stoffen, die als Inhalts-, Hilfs- oder Zusatzstoffe verwendet werden, gelten als unbedenklich. Die in Kosmetika verwendeten Parabene sind behördlich zugelassen. Sie werden nur in sehr geringen Konzentrationen eingesetzt (kombinierte Parabene bis maximal 0.8 Prozent). Sie gelten als sicher und sind nach dem derzeitigen Stand der Forschung unbedenklich. Um mögliche Risiken zu reduzieren, wurde nach den eingangs erwähnten Studienergebnissen die Verwendung von zu wenig erforschten Parabenen verboten. Am häufigsten werden in Kosmetika Methyl- und Ethylparaben eingesetzt. Sie haben sich seit Jahrzehnten bewährt, sind preiswert und gut verträglich.

Weniger ist besser

Dennoch sind Parabene schwache Allergene, die bei wenigen Menschen allergische Reaktionen wie eine Kontaktallergie mit Juckreiz, Schwellungen oder Rötungen auslösen können. Ausserdem haben Parabene unbestritten schwache hormonelle Wirkungen. Dies bedeutet nicht automatisch, dass sie gesundheitsschädlich sind. Die hormonelle Wirkung von Parabenen ist um ein Vielfaches geringer als die von natürlichen Sexualhormonen. Dennoch: Wenn viele Kosmetika mit hormonell wirksamen Inhaltsstoffen verwendet werden, spricht man vom so genannten Cocktail-Effekt. Damit ist gemeint, dass sich die Grenzwerte addieren und die Stoffe sich gegenseitig verstärken. Wer wegen fehlender Langzeitstudien und anhaltender Uneinigkeit in der Forschung auf Nummer sicher gehen will, hat mittlerweile eine grosse Auswahl an parabenfreien Kosmetika. Laden Sie sich gleich eine App herunter, wie zum Beispiel Yuka oder CodeCheck, um Ihre Produkte auf verdächtige Inhaltsstoffe zu überprüfen oder lassen Sie sich in Ihrer Apotheke beraten.

Suzana Cubranovic

Wissenswertes zu Alternativen

  • Achten Sie beim Kauf von Kosmetika auf Produkte mit alternativen Konservierungsstoffen, die als unbedenklich gelten, oder wählen Sie natürliche Produkte ohne synthetische Konservierungsstoffe.
  • Für Alternativen zu Parabenen müssen die Hersteller – das gilt übrigens auch für Naturkosmetik – oft auf weniger erprobte Konservierungsstoffe zurückgreifen, die eine höhere Alkoholkonzentration oder ein höheres allergenes Potenzial mit sich bringen.
  • Apps wie Yuka und CodeCheck erkennen per Barcode-Scanner zuverlässig die Inhaltsstoffe von Produkten.
  • Wer Allergien hat oder dazu neigt, lässt sich am besten in der Apotheke kompetent über geeignete Kosmetika beraten.