
Die Aromatherapie nutzt die Kraft hochwirksamer Pflanzenextrakte, der sogenannten ätherischen Öle. Zu den bekanntesten zählt der Echte Lavendel mit seiner nachweislich beruhigenden Wirkung. Erfahren Sie, wie und wofür er verwendet wird und wann Vorsicht geboten ist.
Die Aromatherapie hat eine lange Tradition. Bereits in der Antike wusste man um die Kraft ätherischer Öle. Diese hochkonzentrierten Pflanzenessenzen werden in der Regel durch Dampfdestillation gewonnen. In der modernen Aromatherapie kommen die wertvollen Essenzen gezielt zum Einsatz, um körperliche Beschwerden zu lindern, seelisches Wohlbefinden zu fördern oder vorbeugend die Gesundheit zu unterstützen.
Charlotte Michel, leitende Apothekerin in der Apotheke Casino in Le Locle, beantwortet Fragen rund um die Aromatherapie.
Sie haben eine Ausbildung in Aromatherapie – worin liegt der Unterschied zu anderen Naturheilverfahren?
Charlotte Michel: Die Aromatherapie nutzt ätherische Öle, die durch Destillation aus Pflanzen gewonnen werden und deren Wirkung auf ihrer chemischen Zusammensetzung basiert. Sie unterscheidet sich von der Kräuterheilkunde, bei der weniger konzentrierte Pflanzenextrakte eingesetzt werden, zum Beispiel in Form von Tee oder Gelkapseln. Anders als andere Naturheilverfahren wie die Homöopathie setzt die Aromatherapie genau dosierte, hochwirksame Stoffe mit einer klar definierten Wirkung ein. Daher ist es wichtig, dass die Anwendung durch medizinisches oder erfahrenes Personal begleitet wird.
Eignet sich Aromatherapie für Kinder oder Schwangere?
Bei Kindern unter sechs Jahren und schwangeren Frauen ist von Aromatherapie ohne Rücksprache mit der Ärztin oder dem Arzt abzusehen. Die Anwendung ist möglich, aber nur mit milden ätherischen Ölen ohne giftige Bestandteile und mit der nötigen Wachsamkeit. Schwangere im ersten Trimester sollten auf Aromatherapie verzichten, später ist die Anwendung mit Vorsicht und auf ärztlichen Rat möglich. Öle mit hohem Anteil an toxischen Verbindungen – Phenole, Ketone, Aldehyde, Äther – sind für Kinder und Schwangere nicht geeignet.
Gibt es weniger konzentrierte Alternativen für all jene, die keine ätherischen Öle verwenden können?
Ja, Hydrolate sind eine sanfte Alternative zu ätherischen Ölen. Sie entstehen als Nebenprodukte bei der Herstellung ätherischer Öle und enthalten diese in geringerer Konzentration. Hydrolate sind einfacher anzuwenden und verträglicher. Sie können – mit Vorsicht – für Kinder und schwangere Frauen geeignet sein.
Was sind die Hauptanwendungsgebiete von Echtem Lavendel?
Ätherisches Öl von Echtem Lavendel wird häufig in der Aromatherapie verwendet und ist für seine beruhigende Wirkung bekannt. Eine lange Anwendungstradition und zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen die Wirksamkeit. Das Öl wird eingesetzt bei Stress, Unruhe und Schlafstörungen, aber auch bei Verletzungen, Narben, Hautallergien oder bei Muskelkrämpfen und Verhärtungen. Am hochwertigsten ist Echter Lavendel aus den Hochebenen der Provence.
Wie wird ätherisches Öl aus Echtem Lavendel angewendet?
Beim Verdampfen etwa in einer Duftlampe im Schlafzimmer oder in Wohnräumen, 15 bis 30 Minuten vor dem Schlafengehen oder während einer Stressphase, trägt es zu einer entspannungsfördernden Umgebung bei. Eine Inhalation lässt Sie schnell zur Ruhe kommen. Es genügt, ein bis zwei Tropfen auf ein Taschentuch oder das Kopfkissen zu geben und den Duft langsam einzuatmen. Achten Sie darauf, dass das Öl nicht mit den Augen in Kontakt kommt. Verdünnt in Mandel- oder Jojobaöl lindert eine Massage an Schläfen, Nacken, Handgelenken oder Füssen lokale Verspannungen. Auch die orale Anwendung ist auf Empfehlung einer Gesundheitsfachperson möglich, speziell als Tabletten mit Echtem Lavendel, die in der Apotheke erhältlich sind.
Autor: Sophie Membrez
Ätherische Öle enthalten Hunderte bioaktive Moleküle – Stoffe, die mit unterschiedlichen Eigenschaften auf den Körper wirken: Sie können antiseptisch, also gegen Krankheitserreger, wirken, Schmerzen lindern, das Immunsystem stärken oder die Wundheilung unterstützen. Aufgrund ihrer intensiven Wirkung ist ein achtsamer Umgang unerlässlich. Besondere Vorsicht gilt, wenn gleichzeitig Medikamente eingenommen werden, jemand an Vorerkrankungen wie Asthma leidet oder eine Schwangerschaft besteht. Viele ätherische Öle dürfen nicht unverdünnt verwendet werden, da sie die Haut reizen können. Zudem können Öle aus der gleichen Pflanzenfamilie unterschiedliche Wirkprofile haben – ein Beispiel sind Echter Lavendel (Lavandula angustifolia) und Speiklavendel (Lavandula latifolia). Für eine sichere Anwendung ist daher die genaue botanische Bezeichnung entscheidend.