Jedem war es wohl schon einmal schwindlig. Tritt Schwindel immer wieder auf, sollte er abgeklärt werden. Er kann vielfältige Ursachen haben wie Erkrankungen, Infekte, psychische Belastungen. Akut kann Schwindel auch ein Zeichen für einen Hirnschlag sein.
Plötzlich schwankt es. Alles dreht sich. Ein Gefühl, als würde der feste Boden unter den Füssen fehlen, wie auf einem Boot, im fahrenden Lift oder auf dem Karussell. Schwindel betrifft jährlich über 20 Prozent der Erwachsenen und ist damit eine der häufigsten Beschwerden in der Praxis. Oft ungefährlich, sollte dennoch jeder Schwindel ärztlich abgeklärt werden. Denn: Das Drehen und Schwanken ist ein Symptom, keine Diagnose.
Damit man sich sicher im dreidimensionalen Raum bewegen kann, müssen verschiedene Sinne und Organe zusammenspielen: Das Sehen, das Gleichgewichtsorgan im Innenohr und der Tast- und Tiefensinn von Haut, Muskeln und Gelenken. Der Tiefensinn informiert das Gehirn permanent über die Position und die Ausrichtung des Körpers im Raum.
All diese Informationen werden im Gleichgewichtszentrum im Hirnstamm verarbeitet. Eine Störung im komplexen System kann zu Schwindel führen. Um sie zu finden, ist eine sorgfältige Abklärung zentral: Weist die betroffene Person einen unsicheren Gang auf, ist ihr immer schwindlig oder nur ab und zu? Dreht es oder schwankt es? Treten Übelkeit, Sehstörungen, Fallneigung, Ohrgeräusche oder Kopfschmerzen auf? Die Ursachen für Schwindel reichen von körperlichen Störungen oder Erkrankungen, Virusinfektionen, Nebenwirkungen von Medikamenten, Migräne und Blutdruckschwankungen bis hin zu gefährlichen Ereignissen wie einer Hirnblutung. Und diese ist ein Notfall! Treten zusätzlich Seh-, Sprachstörungen, Taubheitsgefühle oder Lähmungen auf, kann ein Schlaganfall vorliegen. Man muss umgehend ärztliche Hilfe rufen.
Setzt Schwindel ein, wenn man die Körperlage ändert, etwa beim Aufsitzen im Bett, leidet man vermutlich an einem gutartigen Lagerungsschwin-del, der häufigsten Schwindelform. Verursacht wird der Lagerungsschwindel durch Kalkablagerungen im Innenohr, die die Sinneszellen irritieren. Durch Bewegungsübungen können diese Kalksteinchen aus den Bogengängen befördert werden. Physiotherapie ist bei Lagerungs- und bei Bewegungsschwindel erfolgversprechend.
Ein entzündeter Gleichgewichtsnerv führt über Tage zu heftigem Drehschwindel mit Übelkeit und Erbrechen. Er wird mit Medikamenten behandelt. Anfallartiger Drehschwindel ist auch ein Symptom von Morbus Menière (siehe Kasten). Migräne kann ebenfalls Schwindel verursachen, genauso wie Herz-Kreislauf-Störungen und niedriger Blutdruck. Nicht zuletzt kann auch die Psyche Schwindel auslösen: Zwei Drittel der Schwindelarten, die in der Arztpraxis beklagt werden, hängen mit seelischen Belastungen zusammen; ihnen wird psychotherapeutisch begegnet.
Schwindel hat viele Ursachen und verunsichert. Sprechen Sie Ihre Ärztin, Ihren Arzt oder Ihre Apothekerin, Ihren Apotheker darauf an.
Bettina Jakob
Betroffene von Morbus Menière haben Schwindelattacken, die 20 Minuten bis zwölf Stunden dauern, mit Übelkeit, Fallneigung und oft mit Tinnitus einhergehen; danach können sich Hörprobleme bemerkbar machen. Schuld ist eine Störung im Ausgleich der Lymphflüssigkeit im Innenohr. Zu viel Flüssigkeit schädigt die Membranen; es entsteht unter anderem Schwindel. Morbus Menière ist nicht heilbar, behandelt wird – auch präventiv – mit Medikamenten. In schweren Fällen wird operativ ein Röhrchen eingeführt, um Medikamente direkt ins Ohr zu bringen. Betroffene sind meistens zwischen 45 und 60 Jahre alt.