Ergänzen statt ersetzen

Nahrungsergänzungsmittel werden oft mit dem Versprechen beworben, die Gesundheit zu verbessern, die Haut zu verschönern oder sogar das Leben zu verlängern. Dieser Text beleuchtet, für wen und wann es sich wirklich lohnt, dafür ins Portemonnaie zu greifen.

Nahrungsergänzungsmittel sind Produkte in Form von Tabletten, Kapseln, Pulver oder Flüssigkeiten, die die normale Ernährung mit konzentrierten Nährstoffen oder gesundheitsfördernden Substanzen ergänzen sollen. Sie dürfen gemäss der schweizerischen Verordnung für Nahrungsergänzungsmittel im Rahmen des Lebensmittelrechts angeboten werden. Heilversprechen sind nicht erlaubt – es dürfen nur wissenschaftlich belegte, von Behörden zugelassene gesundheitsbezogene Angaben gemacht werden. Nahrungsergänzungsmittel unterscheiden sich klar von Medikamenten, die für spezifische Krankheiten entwickelt werden. Medikamente müssen in der Schweiz von Swissmedic zugelassen werden, wofür umfangreiche Studien erforderlich sind. Für Nahrungsergänzungsmittel sind keine Zulassungen notwendig.

Typische Inhaltsstoffe von Nahrungsergänzungsmitteln sind zum Beispiel:

  • Vitamine wie Vitamin C oder Vitamin D
  • Mineralstoffe wie Magnesium oder Zink
  • Aminosäuren wie Glutamin oder Lysin
  • Fettsäuren wie Omega-3-Fettsäuren
  • Pflanzenextrakte wie Ginseng oder Kurkuma

Nahrungsergänzungsmittel gezielt einsetzen

Nahrungsergänzungsmittel sollen die Ernährung ergänzen, nicht aber einen ungesunden Lebensstil ausgleichen. Sie sind dann sinnvoll, wenn sie einen Mangel beheben oder einen gesundheitlichen Nutzen haben. Ausserdem sollten sie gezielt und mit einem klaren Zweck eingenommen werden, zum Beispiel:

  • Bei erhöhtem Bedarf, etwa in der Schwangerschaft, bei intensivem Sport, im Alter, bei einseitiger Ernährung oder nach einer Magen-Bypass-Operation.
  • Wenn gesundheitliche Beschwerden durch Nahrungsergänzungsmittel verbessert werden können, wie die Einnahme von Magnesium bei Wadenkrämpfen oder Omega-3-Fettsäuren bei entzündlichen Gelenkerkrankungen.
  • Bei einem nachgewiesenen Mangel wie einem tiefen Vitamin-D-Spiegel in den Wintermonaten oder einem möglichen Vitamin B12-Mangel bei veganer Ernährung.

Die langfristige Einnahme sollte idealerweise durch regelmässige Laboranalysen begleitet werden. Es ist wichtig, sich regelmässig nach dem Grund, dem Zeitpunkt und der Dauer der Einnahme zu fragen und die subjektiven Verbesserungen in Bezug auf Gesundheit und Wohlbefinden zu beobachten. Für eine umfassende Beratung zur Auswahl passender Produkte ist Ihre Apotheke eine gute Anlaufstelle.

Kann man mit Nahrungsergänzungsmitteln gesünder altern?

Der Begriff «Longevity» (Langlebigkeit) ist in aller Munde und wird auch von der Nahrungsergänzungsmittelindustrie gerne genutzt. Viele Menschen streben danach, länger zu leben und gesund zu altern. Ein wissenschaftlicher Nachweis dafür, dass Nahrungsergänzungsmittel generell die Lebensdauer verlängern, gibt es bisher nicht. Ein gesunder Lebensstil bleibt das Fundament für gesundes Altern. Dieser beinhaltet eine nährstoffreiche, an den Energiebedarf angepasste Ernährung, regelmässige Bewegung, ausreichend Schlaf und Entspannung sowie eine gute soziale Einbindung. Im Falle eines Nährstoffmangels können Nahrungsergänzungsmittel jedenfalls die Gesundheit fördern. Die gezielte Zufuhr von Nährstoffen wie Omega-3-Fettsäuren, Magnesium oder Antioxidantien kann, auch wenn grosse Studien fehlen, individuell positive Effekte haben.

Vitamin-D-Mangel

Laut Bundesstatistik leiden etwa 50 Prozent der Schweizer Bevölkerung an einem Vitamin-D-Mangel. Deshalb kann es für viele Menschen sinnvoll sein, während der Wintermonate Vitamin D3 zu supplementieren – unter Einhaltung der Dosierungsempfehlungen auch ohne eine vorherige Laboruntersuchung. Das sogenannte «Sonnenvitamin» wird in der Haut gebildet. In unseren Breitengraden reicht die Sonnenstärke im Winter nicht aus, um ausreichend Vitamin D zu bilden. Es wird empfohlen, bei der Supplementierung von Vitamin D nicht mehr als 800 IE (internationale Einheiten) pro Tag in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zu sich zu nehmen. Bei dieser Dosis sind unter Berücksichtigung anderer Vitamin-D-Quellen keine Nebenwirkungen zu erwarten. Hochdosierte Vitamin-D-Präparate sollten nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden.

DO-HEALTH-Studie: Wie altere ich gesund?

Die DO-HEALTH-Studie ist eine der grössten klinischen Studien in Europa zum Thema Altern. Darin werden die Auswirkungen einer Nahrungsergänzung mit Vitamin D (2000 IE pro Tag) und Omega-3-Fettsäuren (1 g pro Tag) sowie eines einfachen Heimtrainingsprogramms (dreimal pro Woche) auf die Gesundheit älterer Menschen untersucht. Die bisherigen Auswertungen zeigen, dass die Kombination dieser drei Massnahmen mit einer signifikant geringeren Wahrscheinlichkeit verbunden ist, vorgebrechlich zu werden. Darüber hinaus konnte das Risiko für die Entstehung eines invasiven Karzinoms – eine bösartige Gewebeveränderung, die in das benachbarte Gewebe einwächst – bei gesunden Erwachsenen über 70 Jahren durch diese Dreifachkombination um 61 Prozent reduziert werden.