Medien wurden aufgeschreckt, obwohl die Europäische Union (EU) die Angaben dementiert hat. Die Tabakfirmen seien sehr einflussreich, mahnt Etienne Krug, der Direktor der für Tabak zuständigen Abteilung der Weltgesundheitsorganisation (WHO). „Wir müssen uns der Einmischung der Industrie in Debatten bewusst sein.“
Die WHO würde ein Filterverbot zwar begrüssen. „Das darf aber nicht etwa von der Besteuerung von Tabak ablenken, was den Verbrauch sehr viel stärker schrumpfen lassen würde“, sagt Krug im Gespräch mit der deutschen Nachrichtenagentur DPA. Die Konferenz beginnt heute in Genf.
Gefahren für Jugendliche und die Umwelt
Bei dem fünftägigen Treffen wollen Delegierte aus den 180 Mitgliedstaaten des 2005 in Kraft getretenen WHO-Rahmenübereinkommens zur Eindämmung des Tabakkonsums unter anderem über die massive Lobbyarbeit der Tabakkonzerne, die Gefahren für Kinder und Jugendliche durch E-Zigaretten und andere neuartige Nikotinprodukte sowie die Umweltverschmutzung durch Zigarettenkippen beraten.
Weltweit werden nach Schätzungen der WHO jährlich rund 4,5 Billionen Zigarettenkippen weggeworfen. Sie sind nach Angaben des kommissarischen Leiters des FCTC-Sekretariats, Andrew Black, nicht nur giftig, sondern tragen wegen der nicht biologisch abbaubaren Filter auch erheblich zur weltweiten Plastikverschmutzung bei. Der WHO-Direktor für Umwelt und Klimawandel, Rüdiger Krech, spricht sich daher dafür aus, Zigarettenfilter aus Kunststoff ganz zu verbieten.
Tabakprävention ruft zur Ratifizierung auf
Im Vorfeld der Konferenz rief die Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention Schweiz den Bundesrat und das Parlament in einem offenen Brief zur Ratifizierung der WHO-Rahmenkonvention über Tabakkontrolle auf. Die Schweiz liege im Vergleich zu anderen Ländern um Jahre zurück, hiess es. Rauchen bleibe das grösste vermeidbare Gesundheitsrisiko in der Schweiz, warnt die Arbeitsgemeinschaft in einer Mitteilung vom Freitag.
Seit dem Inkrafttreten des neuen Bundesgesetzes über Tabakprodukte am 1. Oktober vergangenen Jahres verfüge die Schweiz über ein spezifisches Gesetz, das die Ratifizierung der WHO-Tabakrahmenkonvention ermögliche, so die Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention weiter. Die Schweiz habe diese zwar bereits 2004 unterzeichnet, aber bis heute nicht ratifiziert.