Gesundheit – Frauen kämpfen weltweit stärker mit Sehverlust als Männer

Wien (sda apa) – Frauen kämpfen häufiger mit Sehverlust als Männer. Laut der Fachorganisation „Licht für die Welt“ für Menschen mit Behinderungen leben weltweit mehr Frauen mit Sehverlust, ihr Anteil beträgt 55 Prozent. Gründe dafür sind demnach vor allem sozialer Natur: Frauen haben in den Familien weniger Einfluss und oft nicht die nötigen Mittel zu reisen. Die zumeist niedrige soziale Stellung diskriminiere sie gegenüber männlichen Familienmitgliedern auch bei der Gesundheit.

Das erhöht laut „Licht für die Welt“ die Gefahr einer Erblindung im Laufe des Lebens. Dies sei bei Frauen um acht Prozent höher als bei Männern, für eine mittlere oder schwere Seheinschränkung liegt das Risiko bei Frauen sogar um 15 Prozent über dem von Männern. Dabei könnten bei guter medizinischer Versorgung weltweit vier von fünf Blindheitsfällen vermieden werden, 90 Prozent aller Fehlsichtigkeiten liessen sich korrigieren.

Bei Kliniken in Äthiopien, Burkina Faso und Mosambik, mit denen „Licht für die Welt“ Partnerschaften pflegt, zeigte sich, dass sich die Augengesundheit deutlich verbessert hat – vor allem aber bei Männern, die die Behandlungen wesentlich häufiger in Anspruch nehmen. In der mosambikanischen Hafenstadt Beira etwa wurden nur 44 Prozent der Augenoperationen an Patientinnen vorgenommen, obwohl mehr Frauen als Männer in dem südostafrikanischen Land leben.

Reisen stellt Hindernis dar

Laut „Licht für die Welt“ ist das Reisen eine der Ursachen, weil es ein Hindernis für die Frauen darstellt. Sie nehmen medizinische Hilfe eher an, wenn sie zu ihnen kommt. Bei mobilen Hilfseinsätzen in den Dörfern kommen mehr Frauen zu den Operationen, als in den grossen Krankenhäusern in den Städten. Ausserdem leisten Frauen und Mädchen mehr Haus- und Pflegearbeit, für die es Ersatz braucht, wenn die Pflegerin aus medizinischen Gründen reisen muss. Dieser Ersatz wird nicht immer gefunden.

Dazu kommt laut Organisation, dass Frauen und Mädchen finanziell schlechter gestellt sind. Das führt zu Ungleichheiten bei der Gesundheitsversorgung, wenn die Behandlung Geld kostet und weit vom Wohnort entfernt stattfinden müsste. Darüber hinaus sind Frauen im Gesundheits- und Pflegebereich in Führungspositionen unterrepräsentiert, machen aber den Grossteil der Arbeitenden dort aus. Für geschlechtsspezifische Unterschiede fehlt das Bewusstsein.

Trachom-Risiko ungleich höher

Frauen und Mädchen sind auch einem grösseren Risiko ausgesetzt, an der Augeninfektion Trachom – einer der seltenen Tropenkrankheiten laut Liste der WHO – zu erblinden. Trachom ist die Hauptursache für Erblinden nach einer Infektion. Und das Risiko, an Trachom zu erblinden, ist für Frauen etwa drei Mal so hoch wie für Männer.

„Licht für die Welt“ verbessert nach eigenen Angaben gezielt mit bestimmten Massnahmen die Augengesundheit von Frauen: etwa durch mobile Hilfseinsätze in Dörfern, damit die Patientinnen nicht reisen müssen. Das medizinische Personal wird zur Geschlechterkluft geschult: Ziel dabei ist, mehr Augenuntersuchungen und – behandlungen an Frauen und Mädchen durchzuführen.

Bewusstsein für Ungleichheit stärken

Auch das Bewusstsein der Gemeinschaften soll verstärkt geschult werden. Mit Postern und Radiospots wird laut der Organisation auf die geschlechtsspezifischen Unterschiede aufmerksam gemacht und Männer werden ermutigt, die Augengesundheit ihrer Frauen zu unterstützen.

Auch sollen Ehemänner ihre Frauen zu Untersuchungen mitbringen. Schliesslich werden eigene Wartebereiche für Frauen und deren Kinder in Krankenhäusern und bei mobilen Hilfseinsätzen sowie zwei Warteschlangen eingerichtet, um das „First Come – first serve“ Prinzip zu unterbinden. Frauen und Mädchen stellen sich dann in einer eigenen Schlange an.