Wohltuender Schlamm

Seit Jahrtausenden nutzt der Mensch Schlamm, Schlick und Torf als natürliches Heilmittel. Besonders beliebt ist Fango – ein Mineralschlamm, der für Schmerzlinderung, Entspannung und Wohlbefinden steht.

Peloide – vom griechischen Wort «pelos» (Schlamm) abgeleitete Fachbezeichnung für Schlämme und Heilerden – gehören zu den ältesten Heilmitteln der Welt. Bereits die alten Ägypter nutzten Nilschlamm zur Behandlung von körperlichen Beschwerden und Hautkrankheiten. Im antiken Griechenland wurden Erdanwendungen von innen und aussen genutzt und im antiken Rom unter dem Gladiatorenarzt Claudius Galenus (*129 n.Chr.) populär. Nachdem sie für kurze Zeit in Vergessenheit gerieten, erlebten Erdanwendungen im 19. Jahrhundert im Laufe der naturheilkundlichen Bewegung in Europa ein Comeback. Bis heute haben sich Peloide – insbesondere Fango – in der Balneotherapie, der Bäderkunde, behauptet.

Die Kraft des Schlammes

Er wärmt, wirkt entspannend und schmerzstillend. Dabei regt er den Stoffwechsel an und fördert die Durchblutung: Fango ist ein Mineralschlamm, der aus Vulkangestein gewonnen wird. Italien gilt als sein Ursprungsland, das Euganeische Becken mit seinen Artesischen Brunnen in der Provinz Padua und der ältesten Therme Europas im Fangokurort Abano haben den Mineralschlamm weltweit berühmt gemacht. Der italienische Fango, der als organischer Fango bezeichnet wird und vor allem in Kurorten anzutreffen ist, setzt sich zusammen aus Fangoschlamm, Thermalwasser sowie Algen und Mikroorganismen, die für den 60-tägigen Reifeprozess sorgen. Daneben gibt es noch den alltagstauglicheren anorganischen Fango, der ohne Reifung auskommt. Fein gemahlen, gereinigt und mit (Thermal-)Wasser angereichert, kommt Fango als Heilmittel in Form von Bädern, Umschlägen oder Packungen zum Einsatz. Meist geschieht das als unterstützende Massnahme vor einer Massagebehandlung, im Rahmen einer Physiotherapie oder bei einem Kuraufenthalt.

Wärme wirkt entspannend und schmerzlindernd.

Entspannende Wärme

Die Wirksamkeit der Fangobehandlung beruht vor allem auf der gleichmässigen, langanhaltenden Hitzeabgabe des mineralhaltigen Schlamms. Durch die Wärme weiten sich die Blutgefässe, wodurch das Gewebe besser durchblutet und der Stoffwechsel angekurbelt wird. In der Folge sinken gewisse Entzündungswerte, wodurch Muskeln und Gelenke Entspannung erfahren und Schmerzen gelindert werden. Bei Verspannungen der Muskulatur, Rückenschmerzen oder bei verschleissenden Erkrankungen wie Arthrose oder rheumatischen Erkrankungen im chronischen Stadium (Achtung: in akuten Phasen ist Wärme nicht erlaubt), aber auch gegen Stress können Fangopackungen helfen. Zur therapeutischen Unterstützung wird der im Kern auf 40 bis 50 Grad Celsius erhitzte und an der Oberfläche abgekühlte Mineralschlamm auf die zu behandelnden Körperstellen verteilt und die Patientin oder der Patient komplett mit einer Decke, einem Handtuch oder teilweise mit Plastikfolie für 20 bis 30 Minuten zu­gedeckt. Bei direkter Anwendung zeigen zudem die Mineralsalze und der neutrale bis leicht alkalische pH-Wert des Fangos eine positive Wirkung auf die Haut.

Nebenwirkungsarm

In der Regel verläuft eine Behandlung mit Fango ohne erwähnenswerte Nebenwirkungen. Kopfschmerzen, Schwindel oder auch Übelkeit können bei empfind­lichen Menschen Reaktionen auf die Wärme sein. Auch Allergien gegen die Inhaltsstoffe können auftreten. Verzichten sollte auf eine Fangobehandlung, wer an akuten entzündlichen Prozessen im Körper, Fieber, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Durchblutungsstörungen oder Diabetes leidet. Schwangere sollten sich vor einer Fangobehandlung mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin besprechen. Auch wenn die Wirksamkeit aus wissenschaftlicher Sicht eher spärlich belegt ist und praktischere Wärmebehandlungen wie Infrarot den Fango aus vielen Physio­praxen verdrängt haben, schwören viele Menschen nach wie vor auf Fangobehandlungen. Probieren Sie es aus – die wohltuende Entspannung danach ist Ihnen gewiss.

 

Suzana Cubranovic

 

TIPPS aus Ihrer Apotheke

Wärme oder Kälte?

Als Faustregel für Wärme oder Kälte gilt: Bei akuten Verletzungen kühlen, bei verspannten Muskeln und steifen Gelenken sowie bei chronischen Leiden hilft dagegen Wärme. Wenn Sie unsicher sind, berät Sie Ihr Apothekenteam gerne. Darüber hinaus hält Ihre Apotheke eine Vielzahl an Produkten für die Anwendung zu Hause für Sie bereit. Ob das klassische Erkältungsbad, wärmende oder kühlende Salben und Pflaster, die beliebte Bettflasche, den Coolpack oder Fangoanwendungen in Pulverform zum Anrühren oder auch als Gel zum Auftragen.