Wie wirkt ein Retardpräparat?

Gewisse Medikamente wirken viel länger als andere. Wie funktionieren sogenannte Retardpräparate und was nützen sie?

Bei den sogenannten Retardpräparaten handelt es sich in der Regel um magensaftresistente Tabletten oder Kapseln, die ihren Wirkstoff nicht im Magen, sondern erst im Darm freisetzen. Für die Depotwirkung ist ein spezieller Film verantwortlich, der die Tabletten ummantelt. Für die korrekte Anwendung dieser Präparate ist es wichtig, dass die Tablette weder zerbröselt oder zerschnitten, noch gelutscht oder zerkaut wird, damit der Film erhalten bleibt und  die Wirkstoffe wie vorgesehen freigesetzt werden. Bei Einnahmefehlern kann eine Überdosis (führt zu Reizung der Schleimhaut) oder ein Wirkungsverlust auftreten.

Geringeres Fehlerrisiko und bessere Therapiekontrolle

Die Tabletten werden so hergestellt, dass die Freisetzung des Wirkstoffs erst im Verdauungstrakt erfolgt, also verzögert wird. Dadurch weisen Retardpräparate stabilere Plasmaspiegel der Wirkstoffe auf und die Häufigkeit der Einnahme kann so reduziert werden.
Somit wird das Risiko von Dosierungsfehlern vermindert und eine bessere Behandlungskontrolle ermöglicht, was wiederum den Alltag der Patientinnen und Patienten vereinfacht. Wer morgens eine Tablette nehmen und dann nicht alle paar Stunden an sein Medikament denken muss, dem unterlaufen weniger Einnahmefehler.

Hilfreich bei der Behandlung bestimmter chronischer Erkrankungen

Verschiedene Arzneimittelgruppen stehen als Retardpräparat zur Verfügung, darunter Schmerzmittel oder  Medikamente für die Behandlung von Bluthochdruck, Entzündungen oder Herzproblemen. Die Therapie bestimmter chronischer Krankheiten ist aufreibend, insbesondere bei Schmerzen. Hier kann es für Patientinnen und Patienten ein Vorteil sein, von einer anhaltenden schmerzlindernden Wirkung zu profitieren. Eine repetitive Einnahme von  mehreren Dosen verteilt über den Tag ist umständlich und kann den nächtlichen Schlaf oder die Leistungsfähigkeit während des Tages empfindlich stören. Auch Schlaftab­letten mit Retardwirkung, bei denen der Wirkstoff über die ganze Nacht freigesetzt wird, sind erhältlich. Dies scheint besonders bei älteren Patienten beliebt zu sein.
Auch für Vitamine und Mineralstoffe ist dieses Verfahren interessant, denn die kontinuierliche Freisetzung ermöglicht eine bessere Aufnahme durch den Körper. So sind beispielsweise Vitamin C oder Magnesium in Apotheken als Retardpräparate erhältlich. Für weiterführende Informationen lassen Sie sich in Ihrer Apotheke beraten.

Autor: Sophie Membrez

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