Wenn die Hormone verrückt spielen

Sind die Hormone im Gleichgewicht, sichern Sie zahlreiche Funktionen des Körpers, besonders die der Fortpflanzung, des Schlafes, der Entwicklung und des Wachstums. Oft interagieren verschiedene Hormone gleichzeitig. Kommt es zu einem Ungleichgewicht, kann dies vielfältige Konsequenzen haben.

Hormone entsprechen chemischen Botenstoffen, die von sogenannten endokrinen Zellen ausgeschüttet werden und über das Blut ins Zielorgan gelangen. Sie binden sich an einen sogenannten Rezeptor, womit die Hormone eine Botschaft übertragen. Dieses spezifische Signal stimuliert oder hemmt bestimmte Funktionen des Organismus.

Das Hormonsystem ist sehr empfindlich. Die kleinste Veränderung der Hormonaktivität kann bedeutende Auswirkungen auf den Organismus und für die betroffene Person weitreichende Folgen haben.

Diabetes, Wachstum oder beeinträchtigte Fruchtbarkeit

Im Hormonhaushalt kann es zu Störungen kommen, die für verschiedene, manchmal heimtückische und schwierig zu diagnostizierende Krankheiten verantwortlich sind. Zu den bekanntesten gehört Diabetes. Die Krankheit wird durch ein Ungleichgewicht bei der Insulinausschüttung verursacht. Das Insulin ist wiederum verantwortlich für die Kontrolle des Blutzuckers (Glykämie). Wachstums- oder Schilddrüsenhormone sind ebenfalls störungsanfällig.

Manchmal führt ein hormonelles Ungleichgewicht zu Funktionsstörungen der Geschlechtsorgane oder zu einer Beeinträchtigung von Reproduktion und Fruchtbarkeit. Endokrinologen sind es als Spezialärzte gewohnt, solche hormonellen Ungleichheiten zu untersuchen.

Wie äussert sich ein hormonelles Ungleichgewicht?

Zu den bekanntesten Anzeichen eines hormonellen Ungleichgewichts gehören:

  • Schlafstörungen
  • übermässige Nervosität
  • Kopfschmerzen
  • trockene Haut oder Hautaffektionen
  • anhaltende Müdigkeit ohne ersichtliche Ursache
  • verminderte Libido
  • übermässiges Schwitzen
  • übertriebene Wärme- oder Kälteempfindlichkeit
  • unerklärliche Gewichtszunahme oder -abnahme
  • Verdauungsbeschwerden (Durchfall oder Verstopfung)

Hormonelle Störungen variieren nach Geschlecht

Die häufigsten hormonellen Probleme bei Frauen stehen vorwiegend im Zusammenhang mit Schilddrüsen- und Geschlechtshormonen (Östrogen und Progesteron). Andere endokrine Störungen sind seltener.

Hormonstörungen können auch Männer betreffen. Die wichtigste ist der Hypogonadismus, der sich in einer verminderten Testosteronausschüttung äussert. Dieses männliche Geschlechtshormon steuert vor allem die Libido, das Haarwachstum und die Fruchtbarkeit. Bestimmte genetische Anomalien können für Beeinträchtigungen verantwortlich sein wie beim Klinefelter-Syndrom, das bei einem von 1000 männlichen Neugeborenen auftritt.

Im Hormonhaushalt kann es zu Störungen kommen.

Im Gegensatz zur Frau, bei der die Produktion der Sexualhormone in der Menopause eingestellt wird, nimmt der Testosteronspiegel beim Mann etwa mit 30 Jahren ab, er geht aber nicht auf null. Dies erklärt, warum Männer bis ins hohe Alter noch zeugungsfähig sind.

Der Einfluss von Stress auf die Hormonausschüttung

Die Hormonausschüttung kann von verschiedenen Faktoren beeinflusst werden, darunter die Lebensweise, die Ernährung, der Schlaf oder der Sport. Jeder Defekt hat schädliche Auswirkungen auf die Qualität der Hormonausschüttung. So vermindert Schlafmangel das Ausschütten von Wachstumshormonen, die nachts gebildet werden. Desgleichen beeinflusst eine stark zucker- oder fetthaltige Ernährung die Ausschüttung von Verdauungs- und Pankreashormonen. Stress spielt ebenfalls eine ausschlaggebende Rolle im hormonellen Gleichgewicht.

Endokrine Störfaktoren

Umweltfaktoren haben ebenfalls einen Einfluss auf das Auftreten hormoneller Störungen. Hormonaktive Subs­tanzen können die Wirkung einiger Hormone auf ihre

Rezeptoren beeinflussen oder blockieren. Pestizide, Fungizide, Weichmacher oder Parabene werden in verschiedene Substanzklassen eingeteilt, die sich im Wasser, in manchen Hygieneprodukten oder der Nahrung befinden. Sie können langfristig bedeutende Gesundheitsprobleme wie hormon­abhängige Krebsarten (Eierstock-, Brust-, Hoden- oder Prostatakarzinome) und Probleme der Fruchtbarkeit verursachen.

Autor: Sophie Membrez

Zwei bekannte Hormone

Melatonin wird auch Schlafhormon genannt, da seine Aus­schüttung am Abend, besonders bei Dunkelheit, das Einschlafen fördert. Da blaues Bildschirmlicht die Melatoninproduktion verhindert, sollte es vor dem Zubettgehen vermieden werden.

Adrenalin wird bei Stress aus den Nebennierenrinden ausgeschüttet. Dies wird durch das Zentralnervensystem im Gehirn veranlasst und ermöglicht, im Gefahrenfall Energie freizusetzen.