Welche Rolle spielt Vitamin D?

Sind Sie müde? Fühlen Sie sich abgeschlagen? Das ist jetzt gut möglich, denn die kalten Wintermonate mit den kurzen Tagen bergen ein Risiko: Zu wenig Tageslicht, zu wenige UV-B-Strahlen, die auf unsere Haut treffen. So kann es passieren, dass die Haut nicht genügend Vitamin D produziert.

Per Definition müssen Vitamine mit der Nahrung aufgenommen werden, da der Körper sie nicht selbst herstellen kann. Das trifft auf das Vitamin D nicht zu. Ein grosser Teil des für unsere Gesundheit nötigen Vitamin D wird über die Haut gebildet. Während in den Sommermonaten die Vitamin-D-Versorgung bei der Mehrheit der Bevölkerung kaum je ein Problem darstellt, ist die Situation in den Wintermonaten eine ganz andere. Im Winter muss die Sonnenstrahlung eine viel weitere Strecke durch die Atmosphäre zurücklegen, weshalb kaum UVB auf der Erdoberfläche ankommt und nicht ausreichend Vitamin D synthetisiert werden kann.

Müde wegen Vitamin-D-Mangel?

Im Winter reicht ein Spaziergang zur Mittagszeit kaum aus, um den Vitamin-D-Bedarf abzudecken. Albina Nowak, Fachärztin für Innere Medizin und Nephrologie am Universitätsspital Zürich, führte eine Studie zum Thema durch. Gemäss den Ergebnissen sei in der Schweiz von etwa Mitte Januar bis zum Frühling fast jede in der Schweiz wohnhafte Person von einem Vitamin-D-Mangel betroffen.

“ Rund 80 Prozent der Erwachsenen leiden an Vitamin-D-Mangel.”

Ein zu tiefer Vitamin-D-Spiegel kann insbesondere zu Müdigkeit und Abgeschlagenheit führen. In diesen Fällen hat eine Zufuhr von Vitamin D gemäss Studienerkenntnissen durchaus Berechtigung. Während zwischen Frauen und Männern kein Unterschied auszumachen ist, gibt es Bevölkerungsgruppen, die besonders gefährdet sind. So neigen übergewichtige, ältere oder chronisch kranke Menschen besonders zu einem Vitamin-D-Mangel. Einerseits, weil sie sich weniger an der Sonne aufhalten, andererseits ist ihr Bedarf an Vitamin D häufig höher als bei der Durchschnittsbevölkerung. Die Versorgung mit Vitamin D während den Wintermonaten im Auge zu behalten, ist gemäss den Forschern sinnvoll. Über die normale Ernährung ist es nicht möglich, sich ausreichend zu versorgen, da die meisten Lebensmittel nur wenig bis kein Vitamin D enthalten (siehe Box auf Seite 5). Deshalb ist die Einnahme entsprechender Präparate empfehlenswert. Da die Zufuhr von Vitamin D keine sofortige Wirkung zeigt, kümmert man sich idealerweise schon zum Winterbeginn um eine ausreichende Versorgung. Eine Überdosierung ist kaum möglich, dazu müssten sehr grosse Mengen eingenommen werden. Am besten kann das fettlösliche Vitamin D in Tropfenform vor Mahlzeiten aufgenommen werden. Es werden immer häufiger Fälle von Vitamin-D-Mangel erkannt. Insbesondere bei Übergewicht wird das Vitamin D im Fettgewebe eingelagert und begünstigt so einen Mangel.

Autor: Astrid Widmer

Die Lebensmittel mit dem höchsten Vitamin-D-Anteil sind:

• Lebertran (1 Esslöffel bringt etwa 600 IE oder 15 μg)
• Fettreiche Kaltwasserfische (pro 100 Gramm enthält Lachs etwa 400 IE oder 10 μg, marinierter Hering 350 IE oder 8.75 μg, in Öl eingelegte Sardinen 285 IE oder 7.13 μg)
• Kalbsleber (100 IE oder 2.5 μg pro 100 g)
• Eigelb (etwa 15 IE oder 0.38 μg)

Wozu ist Vitamin D nötig?

Wohl am bekanntesten ist Vitamin D für seine Funktion beim Knochenaufbau, wo es den Stoffwechsel von Kalzium und Phosphor reguliert und so zur Mineralisierung von Knochen, Knorpel und Zähnen beiträgt. Eine bekannte Folgekrankheit eines Vitamin-D-Mangels ist Rachitis. Das ist eine im Kindesalter auftretende Störung des Stoffwechsels der Knochen, die unter anderem zu einer Verkrümmung der Wirbelsäule führen kann. Die Krankheit tritt in Gegenden mit starker Sonneneinstrahlung viel seltener auf als in sonnenarmen Gebieten. Auch weitere Erkrankungen werden mit einem Mangel an Vitamin D in Zusammenhang gebracht. Vitamin D stärkt das Immunsystem, wird für die Entwicklung neuer Immunzellen benötigt und reguliert das Abwehrsystem.
Auch Krebserkrankungen stehen im Verdacht, durch einen Vitamin-D-Mangel begünstigt zu werden. Vor allem bei Darmkrebs ist die Datenlage ziemlich klar, bei Brustkrebs oder dem Prostata-Karzinom wird ein Zusammenhang vermutet. Vitamin D hat zudem eine schützende Wirkung bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Typ-2-Diabetes. Bei anhaltendem Mangel können mehrere Pathologien auftreten.
Rund 80 Prozent der Erwachsenen fehlt Vitamin D. Ein Mangel geht kaum mit sofort erkennbaren klinischen Symptomen einher, doch können langfristig Folgen auftreten. Alter, Gesundheitszustand, Schwangerschaft und Stillzeit oder auch der Hauttyp und die Hautfarbe beeinflussen die empfohlene Vitamin-D-Einnahme. Besprechen Sie die für Sie passende Dosierung mit Ihrem Arzt oder Apotheker.