Spätestens seit dem Corona-Lockdown feiert «Cocooning» ein Comeback. Der Trend zelebriert das Zuhause als einen sicheren und gemütlichen Rückzugsort, der phasenweise praktiziert, sogar das Wohlbefinden steigert.
«Zuhause ist es am schönsten», sagt der Volksmund. Gerade im Winter, wenn es draussen kalt und ungemütlich ist, wollen die meisten genau das: Schnell nach Hause in die warme Stube. Jetzt ein paar Kerzen anzünden, die Lieblingsplatte auflegen, sich’s mit Kissen und Kuscheldecke auf dem Sofa bequem machen, lesen, die neue Lieblingsserie schauen oder ein duftendes Ölbad einlassen. Und ganz schnell sind der Stress und die Welt da draussen vergessen. Ein gemütlich eingerichtetes Zuhause schenkt Wohlbefinden und Sicherheit, dient als Rückzugsort und gibt Halt, ganz besonders in Krisenzeiten.
Der Rückzug in die eigenen vier Wände hat seit 1981 den Namen «Cocooning», den die amerikanische Markforscherin Faith Popcorn ins Leben gerufen hat. Damals, als sich die Supermächte während des kalten Krieges einmal mehr ein Raketen-Macht-Wettrennen lieferten, war Cocooning, was so viel wie «verpuppen» heisst, weit verbreitet. Auch 2001 nach den Terroranschlägen auf das World Trade Center in New York, 2008 nach der internationalen Wirtschaftskrise und jüngst seit Corona und dem Krieg in der Ukraine war Stubenhocken weit verbreitet. Was sonst in der westlichen Zivilisation eher als spiessig gilt, wird in Krisenzeiten, die mit Kontrollverlust und einem Gefühl von Ohnmacht einhergehen, von vielen als Bedürfnis angesehen. Der Rückzug in die eigene kleine Welt, die freundlich und überschaubar ist, bietet da Schutz. Gemäss Psychologen geht es beim Cocooning in erster Linie darum, Stress zu reduzieren, Kraft zu tanken und zu realisieren, dass es einem gut geht – trotz beängstigender Geschehnisse ausserhalb des eigenen Mikrokosmos. Und das ist eine wichtige Erkenntnis. Wer phasenweise viel Zeit zu Hause verbringt, sich gemütlich einrichtet und auf sich selbst besinnt, wird mit Kreativität, Entspannung und Klarheit belohnt. Wie viel Zeit man allein zu Hause verbringen möchte, ist jedoch von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Darum müssen Cocooner immer achtsam in sich horchen, denn der Grat zwischen selbst gewähltem Alleinsein und unfreiwilliger Einsamkeit ist sehr schmal.
Die Möglichkeit, weiterhin (teilweise) im Homeoffice zu arbeiten und von Lebensmitteln und Einrichtungsgegenständen bis zum Filmerlebnis, von der Yogastunde bis hin zum Bewerbungsgespräch für den neuen Job fast alles per Mausklick oder Zoom & Co. nach Hause zu holen, ist für die meisten auch nach dem Lockdown geblieben. Der Trend zum Cocooning ebenfalls, was verschiedene Studien zum Konsumverhalten bestätigen. Doch Vorsicht: Wer sich zu lange sozial isoliert, läuft Gefahr, einsam zu werden. Chronische Einsamkeit erhöht das Sterblichkeitsrisiko wie Rauchen und Übergewicht. Ebenso wird eine Reihe von Krankheiten wie Depressionen, Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt oder auch Demenz mit Einsamkeit in Verbindung gebracht. Fühlt sich das Alleinsein nicht mehr gut an? Sind Sie zunehmend traurig und ängstlich? Vertrauen Sie sich Familie und Freunden an und wenden Sie sich an Ihre Apotheke, Ihre Ärztin oder Ihren Arzt.
Menschen sind soziale Wesen, die sich gerade in Krisensituationen brauchen. Denn eine bewährte Möglichkeit, die Angst zu reduzieren ist, sie mit anderen Menschen zu teilen. Wer das Cocooning nicht ganz aufgeben möchte, hat mit dem «Social Cocooning» die ideale Mischform. Es steht für das Zusammentreffen von wenigen Menschen in entspannender Wohnzimmeratmosphäre. Letzteres kann genauso das private Zuhause eines Freundes sein oder das Eintauchen in eine bereits bestehende Gruppe wie ein privat organisierter Lesezirkel oder ein Koch-Duell. Finden Sie heraus, was Ihnen guttut und denken Sie daran: Jede Krise hat ein Ende.
Suzana Cubranovic
Die Basics für ein gemütliches Ambiente sind sanfte Lichtquellen, Textilien wie Teppiche, Vorhänge, Kissen und Decken sowie Pflanzen. Weitere kleine Helfer finden Sie in Ihrer Apotheke: