Für viele Menschen mit einer körperlichen oder kognitiven Beeinträchtigung bedeutet Sport mehr Lebensqualität. Heute gibt es in der Schweiz viele inkludierende Angebote von Vereinen und Verbänden oder individuelle Begleitungen, insbesondere für sehbeeinträchtigte Personen.
Sport kann heute trotz Beeinträchtigung auf vielfältige Weise ausgeübt werden. In fast allen Sportarten stehen entsprechende Angebote sowohl im Breiten- als auch im Leistungssport zur Verfügung. Ob es sich um körperliche Beeinträchtigungen wie Amputationen, Bewegungsstörungen, Missbildungen oder neurologische Einschränkungen handelt, ob Hör- oder Sehbeeinträchtigungen, kognitive beziehungswiese psychische Beeinträchtigungen oder Kombinationen davon vorliegen, mit einer geschickten Auswahl und einer kompetenten Betreuung kann das Sport-erlebnis für die betroffenen Personen umgesetzt und damit die Lebensqualität bereichert werden.
Die Auswahl an Sportarten ist heute sehr gross. Sie reicht von Leichtathletik über Mannschaftssportarten mit und ohne Rollstuhl bis zu Einzelsportarten wie Badminton, Tischtennis, Walking, Stand-up-Paddling, Schwimmen, Jogging und vielen mehr. Verschiedene Vereine und Verbände bieten spezielle Betreuung von beeinträchtigten Menschen an, im besten Fall als Inklusion in die sportliche Aktivität mit Nichtbeeinträchtigten. Auch die persönliche Begleitung von einzelnen Personen – insbesondere mit Sehbeeinträchtigung – wird gefördert und Interessierten angeboten.
Der Verein Blind-Jogging hat es sich in der Schweiz zur Aufgabe gemacht, sogenannte Blindenguides zu suchen und auszubilden. In speziellen Kursen werden sie für die Begleitung von sehbeeinträchtigten und blinden Läuferinnen und Läufern geschult. Für diese verantwortungsvolle Tätigkeit ist eine Vielzahl an Anforderungen zu erfüllen. Die Guides selbst müssen körperlich und psychisch so fit sein, dass sie die Verantwortung für eine sehbeeinträchtigte oder blinde Person übernehmen können. Sie sollten über Laufsporterfahrung verfügen und regelmässiges Lauftraining bei jedem Wetter absolvieren. Sie sollten bei einer Geschwindigkeit von sieben Minuten pro Kilometer noch über so grosse Luftreserven verfügen, dass sie sich noch gut mit jemandem unterhalten können. Denn die Führung von sehbeeinträchtigten Joggerinnen und Jogger erfolgt über eine klare, gut verständliche verbale Kommunikation. Daneben braucht es ein grosses Mass an Einfühlungsvermögen, Zuverlässigkeit und Vertrauenswürdigkeit. Das Vertrauen zwischen den Laufenden und den Blindenguides ist die Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche und sichere Laufbegleitung. Das Training dauert in der Regel eine Stunde, in der sich die Aufmerksamkeit der Guides vollständig auf die Laufenden konzentrieren muss. Als Guide muss man auch über genügend zeitliche Ressourcen verfügen, damit regelmässige Trainings, mindestens zwei- bis dreimal im Monat, möglich sind. Diese sollten auch tagsüber oder am Abend durchgeführt werden können. Trainingsort und -zeit werden in der Regel von der Läuferin oder dem Läufer vorgegeben.
Sehbeeinträchtige und blinde Menschen versuchen sicher zu stehen, indem sie die Füsse nicht parallel, sondern die Fussspitzen auseinander halten. Diese V-Stellung macht den Stand sicherer. Beim Laufen und Joggen stört aber diese Fussstellung und kann die Beteiligten zum Stolpern bringen. Mit gezielten und regelmässig ausgeführten Übungen können die Füsse gerader gestellt werden. Die Guides müssen beim Training noch weitere Punkte berücksichtigen, zum Beispiel das richtige Verhalten bei Begegnungen mit Hunden, Rutschgefahr auf Eis und Schnee im Winter sowie Zecken im Sommer. Das gemeinsame Laufen von sehbeeinträchtigter Person und kompetentem Blindenguide kann bei richtiger Durchführung für beide Seiten zu einem wertvollen und beglückenden Sporterlebnis werden.
Kurt Meyer
Als zusätzliche Begleitung beim Joggen von sehbeeinträchtigten Menschen mit ihren Guides kann der Blindenführhund auch mit von der Partie sein. Die Führung beim Laufen bleibt aber beim Blindenguide. Für das begleitende Tier ist das Laufen eine willkommene Abwechslung, bei der es seinen natürlichen Bewegungsdrang ausleben kann. Dies ist ein guter Ausgleich zur harten Arbeit des Blindenführhundes, der im Alltag für die Sicherheit seiner sehbeeinträchtigten Führhundehalterin oder seines Führhundehalters und das Auffinden von wichtigen Zielen verantwortlich ist. Damit ermöglichen Blindenführhunde sehbeeinträchtigten oder blinden Menschen ein hohes Mass an Mobilität und Selbstständigkeit. Die gemeinsamen Unternehmungen helfen auch dabei, soziale Kontakte aufzubauen und tragen zu einer besseren physischen und psychischen Gesundheit bei. Das eingespielte Gespann entwickelt eine enge Bindung – das ganze Hundeleben lang.