Schwimmen wie ein Eisbär

Winterschwimmen liegt im Trend. Das kurze Bad im kalten Wasser soll das Immunsystem stärken und Glückshormone freisetzen. Doch einige Vorsichtsmassnahmen müssen beachtet werden, damit das kalte Erlebnis auch Freude bereitet.

«Nichts für Gfrörli!» Unter Winterschwimmen oder Winterbaden versteht man den Aufenthalt in einem Gewässer, dessen Temperatur sich im einstelligen Celsius-Bereich befindet. Von Eisbaden spricht man, wenn für den Einstieg ein Loch ins Eis geschlagen wird. Das Winterschwimmen erfreut sich zunehmender Beliebtheit und ist zu einem Trend geworden. Es gibt in der Schweiz verschiedene Schwimmgruppen, die diese Freizeitaktivität anbieten und entsprechende Anleitungen geben. Auch werden regelmässig öffentliche Veranstaltungen organisiert (siehe Box). Das wichtigste Gebot beim Winterschwimmen ist, auf den Körper zu hören. Falscher Ehrgeiz und Einzelgängertum sind bei dieser Sportart fehl am Platz. Winterschwimmen ist kein Wettbewerb, sondern soll dem guten Körpergefühl dienen.

Das bringt Winterschwimmen

Durch den Wechsel von Kälte und Wärme wird das Immunsystem angeregt. Die Zahl der weissen Blutkörperchen steigt, was zu einem besseren Schutz vor Entzündungen führen kann. Auch die Atmung und das Herz-Kreislauf-System werden aktiviert. Deshalb ist es wichtig, dass Personen mit Herz-Kreislauf-Beschwerden oder unbehandeltem Bluthochdruck vor dem Winterschwimmen Rücksprache mit ihrer Ärztin, ihrem Arzt nehmen. Winterschwimmen regt einerseits die Fettverbrennung an, andererseits aber auch den Appetit. Wenn es der Gewichtsreduktion dienen soll, ist deshalb Disziplin gefragt.

Beim Einsteigen ins kalte Wasser werden Glücks­hormone und Adrenalin freigesetzt. Dadurch wird auch die Psyche beeinflusst. Die Gedanken werden ruhiger und es gelingt, sich vom Alltag zu distanzieren. Zudem führt der Moment nach dem Bad, wenn wieder wohlige Wärme im Körper aufsteigt, zum guten Gefühl, etwas Grosses erreicht zu haben.

Winterschwimmen, aber richtig

Der Kälteschock beim Einstieg ins Wasser ist eine Belastung für den Körper. Deshalb ist die wichtigste Regel: Nie alleine ins kalte Nass! Winterschwimmerinnen und -schwimmer sollten in Ufernähe bleiben, wo sie noch stehen können. Durch die Kälte verlangsamt sich der Puls und die Bewegungsfähigkeit ist eingeschränkt. Auch sollte die Dauer des Aufenthaltes genau kontrolliert werden. Als Faustregel gilt: Maximal so viele Minuten im Wasser bleiben, wie das Thermometer für das Wasser anzeigt. Also bei sechs Grad Wassertemperatur höchstens sechs Minuten schwimmen. Der Kopf sollte nie unter Wasser getaucht werden, da über den Kopf viel Wärme verloren geht. Insbesondere sollten die Haare trocken bleiben. Das Wichtigste beim Winterschwimmen ist das Aufwärmen danach. Trockene Kleider, eine Mütze und heisser Tee oder eine wärmende Suppe lassen die Lebensgeister so richtig aufleben.

Beim Einsteigen ins kalte Wasser werden Glückshormone freigesetzt.

Winterschwimmen sollte nur, wer sich zu diesem Zeitpunkt gesund fühlt. Beim Einstieg ins kalte Wasser muss vorsichtig vorgegangen werden, damit ein Kälteschock vermieden werden kann. Eine mentale Vorbereitung mit Meditieren oder einfach einem bewussten Einsteigen helfen, das Winterschwimmen zu einem positiven Erlebnis zu machen. Damit dies gut gelingt, ist eine Vorbereitung schon vor der eigentlichen Saison notwendig. Regelmässiges Baden in freien Gewässern schon im Spätsommer und Herbst führt zur langsamen Gewöhnung an immer tiefere Temperaturen. Kalte Duschen können den Körper ebenfalls auf das Erlebnis in der freien Natur vorbereiten. Auf jeden Fall sollte man gut vorbereitet in die Wintersaison starten. Dann kann man sich ein- oder zweimal in der Woche wie ein Eisbär fühlen.

Kurt Meyer

  

TIPPS aus Ihrer Apotheke

 Machen Sie das nicht alleine!

Für Einsteigerinnen und Einsteiger ist es ratsam, sich einer Gruppe oder einem Schwimmklub anzuschliessen. Erfahrene Winterschwimmende können Interessierte sicher in die Geheimnisse dieses Sportes einführen.

Nicht alleine ist man auch an offiziellen Veran­staltungen. Dort ist jeweils ein gut organisierter Sicherheitsdienst vor Ort. Bekannt ist in der Schweiz das Weihnachtsschwimmen Coupe de Noël in Genf. Die Distanz beträgt 125 Meter und es wird in Gruppen von bis zu 20 Personen gestartet. Anfang Dezember findet in Zürich das Samichlausschwimmen über eine Distanz von 111 Meter über die Limmat statt. Informationen zur Durchführung und Anmeldung sind über gn1885.ch und samichlausswimmen.ch abrufbar.