Was lange Zeit hauptsächlich Verbrechern, Seefahrern oder Naturvölkern vorbehalten war, ist spätestens seit den 1990ern auch bei Herrn und Frau Schweizer angekommen. Ob Tattoo, Piercing oder Ziernarben – Körperschmuck ist beliebt wie nie.
Körperschmuck reicht von auswaschbarer Körperbemalung mit Henna- oder Celtic-Tattoos bis zu dauerhaften Tattoos, Piercings, Ziernarben, Fleischtunnels und mehr. So vielfältig die Ausprägung, so zahlreich sind auch die Gründe für Körperschmuck. Einzig und allein für die Schönheit tragen die Frauen der Mursi, einem äthiopischen Volksstamm, sogenannte Lippenteller. Dabei wird die Unterlippe aufgeschnitten und mit einem eingesetzten Tonteller gedehnt. Ein schmerzhaftes Prozedere zwar, aber je grösser der Lippenteller, desto attraktiver wird die Trägerin in den Augen ihrer Stammesmitglieder. Ein ursprünglich religiö- ses Symbol ist in Indien der Farbtupfer auf der Stirn, das Bindi. Es erinnert an die Ideale der hinduistischen Lebensführung. Oft dient der Körperschmuck der sozialen Zugehörigkeit. So wie bei den Iatmul, auch bekannt als Krokodilmänner, die auf Papua-Neuguinea leben. Während der Initiationsrituale erhalten die jungen Männer eine schmerzhafte Narbentätowierung auf Rücken, Brust, Schultern und Schenkel, die den geschuppten Krokodilpanzer nachahmt.
Seit den 1990ern sind Tattoos und Piercings im Trend.
Während Körperschmuck insbesondere bei den Naturvölkern in Afrika, Asien und Amerika seit jeher zur Tradition gehörte, war er in der westlichen Welt lange Gefangenen, Soldaten und Seeleuten vorbehalten. Bereits 1771 brachte Captain James Cook Tattoos am eigenen Körper von seiner ersten Weltumsegelung mit nach Europa. Seine Reise hatte ihn zum Ursprungsort des Tattoos geführt, in den polynesischen Raum, wo «tatau» zeichnen oder verwunden bedeutet. Weitere 200 Jahre mussten vergehen, bis der permanente Körperschmuck in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch in der westlichen Welt Akzeptanz fand. Tattoos kamen mit der Hippiebewegung, Piercings mit provokativen Punks und in den 1990ern brach dann ein regelrechter Boom aus. Plötzlich waren das sogenannte «Arschgeweih», aber auch Nasen-, Unterlippen- und Bauchpiercings voll im Trend. Der Hype hält seit bald 30 Jahren ungebremst an. Wer heute in der Masse der Tätowierten und Gepiercten mit Körperschmuck auffallen will, muss sich schon sogenannter «Bodmod» (Bodymodification, also einer Körperveränderung) unterziehen. Dazu zählen beispielsweise freiwillig geschnittene Ziernarben oder ein Fleischtunnel, bei dem das Ohrläppchen mit einem Dehnstab auf 12 bis 14 mm Durchmesser gedehnt wird.
Ob Tattoo oder Piercing – wählen Sie Ihr Studio mit Bedacht. Verzichten Sie auf Billigstudios in den Ferien. Das gilt übrigens auch für scheinbar harmlose Henna-Tattoos – im Ausland wird oft der in Europa verbotene, weil gesundheitsgefährdende, Zusatzstoff PPD beigemischt, um die Farbe dunkler wirken zu lassen. Fragen Sie ungeniert nach Arbeiten, Arbeitstechniken und Hygienegewohnheiten des Studios. Macht der Arbeitsplatz einen sauberen und gepflegten Eindruck? Werden die Werkzeuge nach Gebrauch sterilisiert? Trägt der Tätowierer/Piercer Einweghandschuhe? Wird die betreffende Stelle mit einem Einwegrasierer enthaart, die Haut gereinigt und grossflächig desinfiziert? Wer sich für ein Tattoo entscheidet, sollte bei der Motivwahl daran denken, dass es in der Regel eine langjährige Verbindung wird. Schliesslich ist ein Tattoo eine dauerhafte Veränderung. Gefällt das Motiv später nicht mehr, besteht die Möglichkeit eines Cover-ups, wobei das neue Motiv in der Regel grösser ausfällt. Entfernen lässt sich ein Tattoo am besten per Laser. Das ist jedoch nicht nur schmerzhaft und meist kostenintensiv, sondern hinterlässt oft auch Spuren und Narben.
Autor: Suzana Cubranovic
Pflegetipps aus der Apotheke
Nach Tattoos und Piercings reagieren viele mit Allergien, Entzündungen oder Wunden – in Ihrer Apotheke finden Sie guten Rat und die richtigen Produkte zur Vorbeugung und Heilung.