Schmerzhafte Begegnungen

Wespen, Bienen, Hornissen und insbesondere Stechmücken können im Sommer lästig werden. Stiche von Insekten, auch von Spinnentieren, verlaufen in der Schweiz meistens glimpflich, sie können aber eine Blutvergiftung auslösen. Auch für Allergikerinnen und Allergiker kann es gefährlich werden.

Die meisten Menschen haben Angst vor Hornissen. Die Insekten sind bis zu drei Zentimeter gross, lärmen beim Flug wie kleine Hubschrauber. Stechwütig sind Hornissen jedoch nicht und ihr Stich ist nicht gefährlicher als jener von anderen Wespenarten oder von Bienen. «Die Giftblase aller drei Insekten ist ungefähr gleich gross», informiert das Gesundheitsdepartement der Stadt Zürich. Pro Stich würden bei Hornissen und Wespen circa 0.01 Milligramm Gift injiziert. Bei Bienen hingegen entleere sich die ganze Giftblase, wodurch 0.1 Milligramm, also zehn Mal mehr Gift unter die Haut gelange. Der Stachel der Hornisse ist dafür länger, weshalb der Stich tiefer und sehr schmerzhaft ist. Während die Biene ihren Stachel verliert und für die Giftspritze mit ihrem Leben bezahlt, können Wespe und Hornisse erneut zustechen. Gefährlich sind Stiche in den Mund- oder Rachenraum, weil die Schleimhäute stark anschwellen können, sodass die Atemwege verengt oder verschlossen werden – dann besteht Erstickungsgefahr.

Drei Todesfälle pro Jahr

Ebenfalls lebensbedrohlich kann es werden, wenn Gestochene allergisch auf das Gift reagieren. Die Symptome reichen von lokalen Schwellungen über Juckreiz, Nessel­fieber, Erbrechen hin zu Atemnot, Herzrasen, Blutdruckabfall, Bewusstlosigkeit und führen im Extremfall zu Atemstillstand und Herzkreislaufkollaps (Anaphylaxie). Ähnlich wie eine Wespengiftallergie kann auch eine Bienen- oder Hummelgiftallergie einen anaphylaktischen Schock auslösen. Pro Jahr sterben in der Schweiz durchschnittlich drei bis vier Menschen an einer allergischen Reaktion auf Insektengift (vor allem von Wespen und Bienen).

Zecken können beim Blutsaugen Infektionskrankheiten übertragen.

Anders als Wespen oder Bienen stechen Mücken nicht, um sich zu verteidigen, sondern weil sie mit dem menschlichen Blut ihre Eier ernähren. Bremsen beissen aus demselben Grund regelrechte Löcher in die Haut. Allergikerinnen und Allergiker können auch auf Bremsenbisse mit Schockzuständen, Atemnot und Schwellungen reagieren. Wer nicht allergisch ist, spürt einen starken Juckreiz oder gar Schmerzen und es bilden sich fast immer deutlich sichtbare Quaddeln.
In der Schweiz sind Mückenstiche meist harmlos, weil die Tiere in der Regel keine gefährlichen Krankheiten übertragen. Das gilt allerdings nicht für die aus Südostasien stammende asiatische Tigermücke. Sie tritt seit 2003 in der Schweiz auf und findet gemäss schweizerischem Tropeninstitut dank dem Klimawandel immer bessere Bedingungen vor. Die Tigermücke kann das Chikungunya- und Denguefieber sowie Zika-Viruserkrankungen übertragen, weshalb sie hierzulande bekämpft wird.

Zubeissende Spinnen

Auch Spinnentiere können unangenehme bis gefährliche Bisse hinterlassen. Zecken, die wie auch Insekten vor allem in der warmen Jahreszeit aktiv sind, können beim Blutsaugen Infektionskrankheiten wie Borreliose und Frühsommermeningitis übertragen. Einheimische Spinnen hinterlassen mit ihren Beisswerkzeugen zwei, meist nur unter der Lupe erkennbare Einstiche. Je nach Spinnenart sondern sie ein mehr oder weniger starkes Gift ab. Gefährlich kann es werden, wenn die Wunde aufgekratzt wird und sich infiziert. Die Blutvergiftung ist bei allen Stichen oder Bissen eine gefürchtete Komplikation. Sie ist zwar sehr selten, kann aber tödlich verlaufen. Werden Symptome wie rote Flecken auf der Haut, ein erhöhter Puls oder Fieber beobachtet, sollte umgehend ein Arzt oder das nächste Spital aufgesucht werden. Besser also, wenn man erst gar nicht gestochen wird.
Schützen kann man sich entweder physikalisch, über Netze, Gitter und Kleidung oder chemisch mit Substanzen, die Insekten vertreiben. Sogenannte Repellentien gibt es als Lotionen, Sprays zum Auftragen auf die Haut, als Raumspray oder als Verdunstersystem. Trotzdem kommt wohl kaum jemand ganz ohne Insektenstich durch den Sommer. Denn während Wespen und Bienen vor allem tagsüber aktiv sind, sind Mücken in der Dämmerung und nachts unterwegs. Erst wenn die Tage wieder kühler werden, erledigt sich das Problem meist von alleine.

Autor: Helga Kessler

Kühlen und cremen

Insektenstiche jucken und schwellen an. Manchmal sind sie schmerzhaft, meist verheilen sie aber von alleine wieder. Die Einstichstelle sollte auf jeden Fall desinfiziert, ein Stachel zuvor entfernt werden. Kühlende Umschläge, Eiswürfel, Kaltkompressen oder Gels lindern die Entzündungsreaktion an der Einstichstelle. Bei Mückenstichen sind Geräte wirksam, die die Einstichstelle stark aufheizen und so die Enzyme aus dem Speichel unschädlich machen. Allergikerinnen und Allergiker sollten stets ein Notfallset mit einem Antiallergikum, einem Kortisonpräparat und einem Adrenalin-Autoinjektor bei sich tragen. Kommt es zu einer allergischen Reaktion, muss der Notarzt verständigt werden.