Rosacea – wenn sich die Haut entzündet

Rosacea ist eine häufig auftretende chronische Hauterkrankung. Sie wird oft mit Akne verwechselt und kann für Betroffene sowohl  optisch als auch psychisch belastend sein. Im Interview mit Julien Fluckiger und Sylvain Bel, beides Apotheker von der Pharmacie Marti in Cernier, erfahren Sie mehr über das komplexe Krankheitsbild.

Rosacea, auch Rosazea oder Couperose genannt, ist eine entzündliche Erkrankung der Haut, vor allem des Gesichts. Sie zeigt sich häufig mit Rötungen, Pusteln, Papeln und einer Erweiterung der kleinen ober­flächlichen Blutgefässe. Rosacea betrifft in der Regel Erwachsene im Alter zwischen 30 und 50 Jahren. Die Erkrankung tritt zwar häufiger bei Frauen auf, nimmt jedoch bei Männern tendenziell schwerere Formen an.Die genaue Ursache von Rosacea ist nach wie vor unklar; der chronische Charakter wird unter anderem durch Genetik und Umweltfaktoren beeinflusst. Die Diagnose Rosacea erfolgt primär durch die typischen klinischen Anzeichen.

Welche Behandlungen gegen Rosacea sind in der Apotheke erhältlich?

Sylvain Bel: Derzeit garantiert keine Therapie eine endgültige Heilung; die Behandlung soll die Symptome lindern, das ästhetische Problem mildern und möglichen Komplikationen vorbeugen. In der Apotheke können wir örtliche symptomatische Behandlungen bei Rosacea in Kombination mit nichtmedikamentösen Massnahmen empfehlen. Ivermectin ist der einzige Wirkstoff, der in der Apotheke nach einem Beratungsgespräch mit der Apothekerin oder dem Apotheker zur Behandlung von Rosacea bei Erwachsenen erhältlich ist. Dieses Parasitenmittel wirkt gegen Demodex-Milben auf der Haut, die Entzündungsreaktionen im Zusammenhang mit Rosacea hervorrufen. Es wird empfohlen, die Creme auf das Gesicht aufzutragen, wobei Augen und Lippen auszusparen sind. Es ist wichtig, sich nach jeder Anwendung die Hände zu waschen. Diese Behandlung hat den Vorteil, dass sie nur einmal täglich anzuwenden ist.

Welche Rosacea-Patientinnen und -Patienten verweisen Sie an den Arzt?

Julien Fluckiger: Der Beratung durch die Apothekerin oder den Apotheker geht immer eine Triage voraus, also eine erste Falleinordnung, bei der anhand der Krankheitszeichen beurteilt wird, ob die Behandlung in der Apotheke möglich ist oder nicht. Es geht darum, zu unterscheiden, ob ein dermatologisches Problem vorliegt, das in der Apotheke behandelt werden kann, oder ob man es mit komplexeren Symptomen zu tun hat, die eine Weiterleitung an eine Spezialistin oder einen Spezialisten erfordert. Zudem muss geklärt werden, ob es sich um eine akute Situation oder um einen Rückfall handelt. Generell wird die betroffene Person an eine Dermatologin oder einen Dermatologen verwiesen, wenn ein bereits erfolgter, korrekt durchgeführter Behandlungsversuch nicht den gewünschten Erfolg gebracht hat. Oder auch bei sehr schweren oder ausgedehnten Läsionen und Symptomen sowie bei der Beeinträchtigung der Augen.

Welche Patientinnen und Patienten können in der Apotheke behandelt werden?

Sylvain Bel: Wenn keine der Apothekerin oder dem Apotheker bekannten Alarmzeichen vorliegen und wenn keiner der oben genannten Punkte zutrifft, können leichte bis mittelschwere Formen der Rosacea in der Apotheke behandelt werden.

Wie ist die Abgabe verschreibungspflichtiger Medikamente in der Apotheke geregelt?

Julien Fluckiger: Mittlerweile dürfen bestimmte verschreibungspflichtige Medikamente in der Apotheke abgegeben werden. Die Abgabe dieser Medikamente erfordert eine vorgängige gründliche Beratung durch eine Apothekerin oder einen Apotheker. Patientinnen und Patienten werden mehrere Fragen gestellt, um festzustellen, ob tatsächlich und gegebenenfalls in welchem Stadium eine Rosacea vorliegt, und um allfällige sonstige dermatologische Probleme auszuschliessen. Die Abgabe der Medikamente ist im persönlichen Patientendossier zu dokumentieren und erfordert eine personalisierte Betreuung durch die Apothekerin oder den Apotheker.

Welche Ratschläge sollten Rosacea-Betroffene befolgen, um den bestmöglichen Nutzen aus der Behandlung zu ziehen?

Sylvain Bel: Betroffene sollten ein Tagebuch führen, um Rosacea-Trigger wie Kosmetika, witterungs­bedingte Einflüsse, Medikamente, stark gewürzte Speisen, Alkohol und vor allem Stress zu erkennen und zu vermeiden. Zudem ist es wichtig, sich vor UV-A- und UV-B-Strahlung mit einer nicht-fettenden Sonnencreme mit mindestens Lichtschutzfaktor 30 zu schützen. Ein guter Feuchtigkeitsschutz der Haut mit Kosmetika, die die Poren der Haut nicht ver­stopfen, ist ebenfalls essenziell. Viele Cremes wurden speziell für die empfindliche Haut von Rosacea-Betroffenen entwickelt und enthalten grüne Pigmente, um Rötungen zu neutralisieren. Beim Make-up gilt es auf wasserfeste Produkte sowie Tonika und Lotionen, die austrocknend wirken, zu verzichten. Verwendet werden können sanfte, alkohol- und parfümfreie Produkte, die speziell für empfindliche Haut entwickelt wurden, jedoch keine mechanischen Peelings oder abrasive Hautreiniger.

Sophie Membrez

 

TIPPS aus Ihrer Apotheke

 Mögliche Behandlungen bei Rosacea:

  • Zink besitzt entzündungshemmende Eigenschaften und fördert die Wundheilung.
  • Vitamin D reguliert das Immunsystem und wirkt entzündungshemmend.
  • Omega-3-Fettsäuren verringern Entzündungen und fördern die Hautgesundheit.
  • Dermokosmetik-Sortimente zur Behandlung von Rötungen auf Basis von Thermalwasser und beruhigenden Wirkstoffen sind ebenfalls in der Apotheke erhältlich.