Rafroball verbindet

Die Sportart Rafroball bringt Menschen mit und ohne Beeinträchtigung bei gemeinsamem Spiel und Spass zusammen. Die Mischung aus verschiedenen Ballsportarten wurde in den 1990er-Jahren im Wallis entwickelt. Sie wird sowohl als Freizeitsport als auch in einer Meisterschaft ausgeübt.

Die in der Schweiz erfundene Sportart Rafroball ist eine Aktivität, die es Menschen mit Behinderung ermöglicht, sich zusammen mit Menschen ohne körperlicher Beeinträchtigung körperlich zu betätigen. Rafroball wurde in den 1990er-Jahren von vier Freunden im Wallis entwickelt. Sie hatten den Wunsch, gemeinsam Sport treiben zu können. Da aber einer von ihnen im Rollstuhl sass, waren herkömmliche Sportarten dazu nicht geeignet. So haben sie aus bekannten Mannschaftssportarten wie Fussball, Handball, Basketball und ein paar zusätzlichen Regeln ein Spiel entwickelt, bei dem sowohl Menschen mit Behinderung als auch Nicht-Behinderte mitmachen können. Obwohl sich die meisten Spielerinnen und Spieler im Rollstuhl fortbewegen, ist das Spiel nicht als Behindertensport klassifiziert, was durchaus dem Wunsch der Beteiligten entspricht. Denn das Wichtigste sind die Bewegung, der Wettbewerb und vor allem der Spass. Die Bezeichnung dieser Sportart setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der Familiennamen der Gründer zusammen: Thierry RApillard, Lionel und Jonas FROssard und Prinz BALLestraz.

Gleiche Chancen für alle

Rafroball wird mit einem Schaumstoffball von 16 cm Durchmesser auf dem Basketball-Spielfeld gespielt. Dabei werden wie im Handball Pässe geworfen und das Ziel ist, ins gegnerische Tor zu treffen. Ein Team besteht aus fünf Mitgliedern, wovon maximal zwei Personen ohne Behinderung im Einsatz sein dürfen. Dazu setzen auch sie sich in einen Rollstuhl, um aktiv am Spielgeschehen mitzuwirken. Nicht-Behinderte übernehmen auch die Rolle des «Motors», das heisst, sie stossen bei Bedarf den Rollstuhl eines Mitspielers mit Behinderung. Die Hilfsperson hat jedoch nicht allein diese Aufgabe. Sie darf nach den Regeln auch Bälle für die Person mit Behinderung abfangen.

Beim Rafroball passen sich die Menschen einander an.

Spielerinnen und Spieler mit Behinderung können sogenannte Vorteilsansprüche erhalten. Wenn jemand zum Beispiel Schwierigkeiten hat, einen Pass zu fangen, bekommt diese Person den Vorteilsanspruch «Ballannahme». Sie erhält den Ball zurück, selbst wenn die Annahme des Passes missglückt ist.Das Spiel dauert zweimal 15 Minuten und wird von drei Schiedsrichtern geleitet: dem Hauptschiedsrichter auf dem Spielfeld, einem Schreiber, der die Ergebnisse festhält, und dem Assistenten, der mit seinem Fähnchen Fouls und Regelverletzungen anzeigt.

Eine Mannschaft besteht aus vier Feldspielern und einem Torwart. Dabei wird die Grösse des Tores den Bewegungsmöglichkeiten des Torwarts angepasst. Vor dem Tor gibt es eine Torwartzone, die weder die Angreifer noch die Verteidiger betreten oder befahren dürfen. Die ballführende Person darf sich nicht fortbewegen, sondern muss durch geschicktes Passspiel versuchen, mit ihrem Team vor das gegnerische Tor zu gelangen. Die Spielenden dürfen auch nicht länger als zehn Sekunden in Ballbesitz bleiben.

Alle sind gleich

Beim Rafroball passen sich die Nicht-Behinderten den Behinderten an. Hier geht die Inklusion von Menschen mit Behinderung weit über blosse Akzeptanz hinaus. Es wird versucht, ein Gleichgewicht zwischen den Unterschieden aller Teilnehmenden zu erreichen.
Unterdessen gibt es eine ganze Anzahl Rafroball-Teams, vor allem in der Westschweiz. Die Mann­schaften in Bern und Solothurn sind die bisher einzigen aus der Deutschschweiz. Es wird auch eine Meisterschaft mit rund einem Dutzend Teams gespielt, wovon ein Teil in der Kategorie «Fun» spielt und der andere Teil in der Kategorie «Sport». Allen ist gemeinsam, dass sie das Sporterlebnis mit viel Spass und Freude voll geniessen können.

Autor: Kurt Meyer

 

Rafroball ganz persönlich

Kurzinterview mit Sascha Freiburghaus, Trainer, Coach und Spieler beim Team Rafro11 aus Solothurn.

Sascha Freiburghaus: Was fasziniert Sie am Rafroball?

Vor allem, dass es hoch inklusiv ist und alle Behinderungs-Bilder einschliesst. Rafroball kann mit wenig Aufwand gespielt werden. Es gibt nur zwei Ligen: Fun und Sport. Somit spielen Alter und Geschlecht keine Rolle, denn es spielen immer alle zusammen. Rafroball ist ideal für den Behinderten-Breitensport, für den ich mich stark engagiere.

Welche Eigenschaften müssen Rafroball-Spielerinnen und -Spieler mitbringen?

Das Wichtigste ist, keine Angst vor dem Ball zu haben. Auch von Vorteil ist ein gewisser Spass an Mannschaftssport. Das erleichtert die Integration in ein Team.

Wie wird die Entwicklung von Rafroball in der Schweiz gefördert?

Dafür ist die Schweizerische Rafroball-Organisation zuständig. Sie hat ihren Sitz in der Westschweiz, wo es auch die meisten Teams gibt. In der Deutschschweiz wäre noch viel Potenzial vorhanden. Wenn jemand Interesse bekundet, demonstriert ein Team vor Ort die Sportart. Ein erster Schritt wäre sicher, die Website www.rafroball.org zu besuchen. Dort findet man alle Informationen und Kontaktmöglichkeiten.