Der Flug der Vögel lässt die Menschen seit Urzeiten vom eigenen Fliegen träumen. Mit dem Gleitschirmfliegen – auch Paragliding genannt – kann dies relativ einfach, kostengünstig und umweltverträglich umgesetzt werden. Eine umfangreiche Ausbildung und Besonnenheit minimieren das Verletzungsrisiko.
Gleitschirmfliegen ist eine einfache Art des Fliegens. Die Ausrüstung passt in einen Rucksack und kann mit einem Gewicht zwischen acht und 18 kg an jeden Ort getragen werden. Damit ist es im Vergleich zu anderen Luftsportarten deutlich weniger aufwändig. Nicht zuletzt deshalb hat sich das Gleitschirmfliegen zu einem populären Freizeitvergnügen entwickelt. Die ersten Versuche wurden in den 1960er-Jahren mit dem sogenannten «Sailwing» unternommen. Die Sportart konnte sich aber nicht durchsetzen. Erst die Verwendung von geeigneten Flächenfallschirmen führte zu einer grösseren Verbreitung. Die aus dem Fallschirmsport verwendeten Schirme hatten allerdings noch eine schlechte Gleitleistung. Deshalb mussten die Starts in steilem Gelände erfolgen und die Flüge beschränkten sich auf das schnelle Hinabgleiten ins Tal. Erst die technische Weiterentwicklung der Schirme erlaubte das Wegkommen von den «kontrollierten Abstürzen», wie sie scherzhaft genannt wurden. Längere Gleitphasen und sogar Aufstiege wurden möglich.
Die wichtigsten Ausrüstungsgegenstände sind der Gleitschirm und das Gurtzeug, mit dem der Sitz des Piloten oder der Pilotin mit dem Schirm verbunden ist. Dieser setzt sich aus der Kappe und den Leinen zusammen, die die Verbindung zum Gurtzeug herstellen. Die Kappe besteht meist aus einer zweilagigen Tragfläche aus Nylon-Stoff, der für eine bessere Luftdurchlässigkeit speziell beschichtet ist. Durch Profilteile ist die Kappe in mehrere Kammern unterteilt, die in Flugrichtung angeordnet und an der Hinterkante verschlossen sind. Das verleiht dem Schirm das Flügelprofil und damit den Auftrieb.
Gleitschirmfliegen hat sich zu einem populären Freizeitvergnügen entwickelt.
Weitere Ausrüstungsgegenstände, die von Gleitschirmfliegenden verwendet werden, sind ein Notfallschirm, ein Höhenmessgerät und allenfalls ein Funkgerät. Für die Bekleidung eignen sich warme, winddichte Textilien. Empfehlenswert sind Schuhe mit einem hohen Schaft, ein Helm und Handschuhe. Gestartet wird der Gleitschirm aus erhöhten Lagen. In der Schweiz ist nur die Zustimmung des Grundbesitzers notwendig, um mit dem Gleitschirm starten zu dürfen. Oft werden Start- und Landeplätze von örtlichen Vereinen oder Flugschulen betreut.
Vor dem Start werden die Ausrüstung, die Beschaffenheit des Startplatzes und vor allem auch die meteorologischen Bedingungen geprüft. Der Gleitschirm lässt sich durch Gewichtsverlagerung oder die zwei Steuerleinen links und rechts steuern. Gleichzeitiges Ziehen der Steuerleinen bewirkt ein Abbremsen des Schirmes. Dies wird vor allem beim Starten und Landen eingesetzt. Für das Landen muss frühzeitig ein geeigneter Landeplatz bestimmt werden. Die Landung erfolgt gegen den Wind, meist nach einer festgelegten Landeroutine.
Beim Gleitschirmfliegen kommt es trotz guter Ausbildung und Ausrüstung auch zu Unfällen. Gefährlich sind Turbulenzen, die zu einem Strömungsabriss führen, unerwartete meteorologische Ereignisse wie plötzlich auftretende Talwinde, Stromleitungen und Seilbahnen oder andere Flugobjekte. Die Beratungsstelle für Unfallverhütung gibt fünf grundlegende Tipps für ein sicheres Gleitschirmfliegen:
Weitere Empfehlungen zur Sicherheit sind: Gemeinsames Fliegen und die Weiterbildung auch nach dem Erlangen des Brevets. Wie dieses erworben werden kann, finden Sie in der Box.
Autor: Kurt Meyer
Um mit dem Gleitschirm alleine fliegen zu dürfen, braucht es in der Schweiz eine Lizenz. Diese kann mit der Ausbildung bei einer Flugschule erworben werden. Der Schweizerische Hängegleiterverband SHV führt die theoretischen und praktischen Prüfungen durch.
Der erste Schritt ist ein Schnuppertag bei einer Flugschule. Mit dem Start des Kurses wird man auf einem Übungshang mit der Ausrüstung vertraut gemacht und das Starten und Landen wird geübt. In der nächsten Lernphase, den Höhenflügen, werden unter Aufsicht des Fluglehrers und unter ständigem Funkkontakt längere Flüge unternommen.
Während der Ausbildung auf dem Feld und an Kursabenden werden die theoretischen Grundlagen vermittelt. Die Prüfung beinhaltet die fünf Fächer: Fluglehre, Materialkunde, Flugpraxis, Wetterkunde und Gesetzgebung. Nach mindestens 50 Höhenflügen in fünf verschiedenen Fluggebieten kann die praktische Prüfung abgelegt werden.