Migräne – was tun?

Migräne ist eine chronische, stark einschränkende Krankheit – nicht zu verwechseln mit gelegentlichen Kopfschmerzen. Migränepatientinnen und -patienten erleben heftige, wiederkehrende Anfälle, die ihr Leben beeinträchtigen. Trotz den bestehenden Beschwerden gehen Betroffene selten zum Arzt.

Kopfschmerzen können verschiedene Formen annehmen und Migräne ist eine besondere Form davon. Sie manifestiert sich mit oft schweren Anfällen, die vier Stunden bis drei Tage dauern können. Ein Migräneanfall beginnt häufig mit einem einseitigen Kopfschmerz oder Schmerzen um ein Auge herum. Der Schmerz wird als im Schädel pulsierend empfunden und wird durch Licht oder Lärm und manchmal durch Gerüche verstärkt. Migräne geht oft mit Übelkeit und Erbrechen einher.

Beeinträchtigte Lebensqualität

Die genauen Ursachen der Migräne sind komplex. Bestimmte Faktoren wie hormonelle Veränderungen, Stress, ein unregelmässiger Schlafrhythmus, Alkohol oder bestimmte Nahrungsmittel können Auslöser sein. Rund 18 Prozent der Bevölkerung, davon mehrheitlich Frauen, leiden an Migräne. Die Migräne kann beträchtliche soziale Auswirkungen haben (von zehn Migränikern erleidet einer mehrere Anfälle pro Woche), wird aber selten als Krankheit anerkannt. Die Betroffenen müssen oft gegen Vorurteile kämpfen, obwohl wissenschaftlich nachgewiesen wurde, dass Migräne auf biologischen Mechanismen im Hirn beruht. Für die Diagnosestellung bittet der Arzt den Patienten, unter anderem ein Kopfschmerz-Tagebuch zu führen.

Menstruelle Migräne

Bei Frauen kann Migräne mit hormonellen Zyklen in Verbindung gebracht werden: Anfälle treten zum Zeitpunkt  der Pubertät auf und verschwinden in den Wechseljahren. Diese sogenannte menstruationsbedingte Migräne tritt  während der Monatsblutung auf. Viele Frauen spielen diese Symptome runter, dennoch haben Migräneanfälle in  Zusammenhang mit der Menstruation den Ruf, stärker und schwerer behandelbar zu sein. Manche Frauen leiden vor oder während der Menstruation unter Kopfschmerzen, ohne dass es sich um Migräne handelt. Die Unterscheidung ist oft auch sehr schwierig zu machen. Die richtige Behandlung dieser Anfälle würde die Lebensqualität der betroffenen Frauen wesentlich verbessern. Falls Ihre Regelblutung  zusammen mit Migräneschmerzen auftritt, leiden Sie nicht still, sprechen Sie mit Ihrer Frauenärztin oder Ihrem  Frauenarzt!

„Bei vielen Patienten wird die Migräne durch die Lebensweise beeinflusst.“

Behandlung mit Medikamenten

Zur Behandlung von leichten Migräneanfällen werden  Entzündungshemmer (zum Beispiel Ibuprofen) sowie Schmerzmittel (Paracetamol mit oder ohne Koffein) eingesetzt. Mit dem Auftreten der Triptane, rezeptpflichtiger Medikamente, erfuhr die Migränebehandlung grosse  Fortschritte. Trotzdem werden viele Patienten nicht behandelt – und zwar, weil sie keinen Arzt aufsuchen.
Mit präventiven Behandlungen kann je nach Migräne die  Intensität oder die Häufigkeit von Anfällen reduziert werden. Dabei handelt es sich um Blutdrucksenker (Betablocker), Antiepileptika oder Antidepressiva. Auch eine Hormonbehandlung kann in Betracht gezogen werden, wenn die Anfälle im Rahmen der Regelblutungen auftreten.

Entspannung und gesunde Ernährung

In vielen Fällen können besonders ein ausgeglichenes Leben, regelmässige Entspannung und das Vermeiden von bestimmten Nahrungsmitteln (zum Beispiel Lebensmittelzusätze oder Weisswein) die Lebensqualität von Migränikern verbessern, da Migräne bei etlichen Patienten durch die  Lebensweise beeinflusst wird.
Eine der wirksamsten Ernährungsweisen für Patientinnen und Patienten mit häufigen Migräneanfällen besteht darin, die Menge von Omega-3-Fettsäuren zu erhöhen und diejenige von Omega-6-Fettsäuren zu vermindern. Das  bedeutet, mehrfach ungesättigte Pflanzenöle (Mais,  Sonnenblume, Traubenkern und Soja) zu reduzieren und Leinöl oder fetthaltige Fische vorzuziehen.

Natürliche Behandlungsmittel oder Vitamine

  • Magnesium: Mehrere Studien deuten darauf hin, dass  viele Migränepatienten einen Magnesiummangel haben und dass dieser Mangel eine Rolle beim Auftreten der  Migräne spielt. Daher wird eine hochdosierte Magnesiumkur über drei bis vier Monate empfohlen.
  • Hochdosiertes Vitamin B2 kann eine günstige präventive Rolle bei Migräne spielen.
  • Coenzym Q10 ist ein natürliches Antioxydans. Bei Migränepatienten ist der Spiegel häufig vermindert, daher wäre eine Ergänzung angezeigt.
  • Mutterkraut: Seit Jahrhunderten werden die Blätter des Mutterkrauts (Tanacetum parthenium) zur Verhütung und zum Kampf gegen wiederkehrende Migräne eingesetzt. Für den grössten Nutzen sollte die Behandlung mindestens drei Monate dauern.
  • Pfefferminzöl: Das Auftragen von einem oder zwei Tropfen dieses ätherischen Öles auf die Schläfen, die Stirne und den Nacken kann eine Migräne stoppen, besonders wenn dies bereits zu Beginn des Anfalls erfolgt.

Erfahrungsbericht einer Migränepatientin

«Manchmal erleide ich sehr starke Migräneanfälle. Ich ertrage dann kein Licht mehr und leide an Übelkeit. Ich kann nichts mehr machen, mich nicht um meine Kinder kümmern, der geringste Lärm ist unerträglich. Wenn ich einen Anfall habe, muss ich mich in die Stille zurückziehen. Dies ist schwierig im Alltag.»

Autor: Sophie Membrez