Mein Kind ist autistisch

Autismus ist eine Behinderung, keine Krankheit. Er begründet auf Störungen bei der Entwicklung des Hirns, deren Ursachen nicht genau bekannt sind. Daher sind auch keine spezifischen Medikamente zur Therapie erhältlich. Mit einer individuellen Therapie und einer geeigneten Betreuung können Betroffene jedoch besser mit ihrer Beeinträchtigung leben.

Der bekannte Film «Rain Man», in dem Dustin Hoffman einen Autisten spielt, hat viel zum Bekanntwerden der  Behinderung beigetragen. Auch wenn die Darstellungen im Film wegen Überzeichnung kritisiert wurden, so geben sie doch einen gewissen Einblick in mögliche Alltagsprobleme von Betroffenen und deren Umfeld. Autismus ist eine tief greifende Entwicklungsstörung, die sich durch beeinträchtigte Kommunikations- und Interaktionsfähigkeiten sowie durch repetitives oder stereotypes Verhalten äussert. Gemäss internationalen Klassifizierungen werden Autismus- Spektrum-Störungen (ASS) unterteilt in frühkindlichen  Autismus, atypischen Autismus und Asperger-Syndrom. Etwa ein Prozent der Bevölkerung ist von ASS betroffen. Seit einigen Jahren wird ASS häufiger festgestellt, da sich die Diagnosekriterien geändert haben und viel genauer geworden sind.

Genetische Voraussetzungen und Umwelteinflüsse
Die Ursachen für Autismus sind nach wie vor nicht genau bekannt. Man spricht nicht mehr von einem einzigen  direkten Zusammenhang zwischen Autismus und Genetik, sondern von einer genetischen Prädisposition, die ein Kind anfälliger für die Entwicklung von Autismus machen könnte. Bei Autismus spielen zwischen 30 und 100 Gene eine Rolle, was das breite Spektrum der Erkrankung  erklärt.
Als umweltbedingte Risikofaktoren gelten Frühgeburt, virale Infektionen oder die Einnahme von Antiepileptika während der Schwangerschaft. Das Alter des Vaters bei der Befruchtung ist ein weiterer wichtiger Faktor. Je älter der Vater, desto höher ist das Risiko, dass Kinder von ASS betroffen sind.

“Die Ursachen sind nicht genau bekannt.”

Eine frühe Diagnose ist wichtig

Spätestens ab dem Alter von 18 Monaten treten bei den Betroffenen Schwierigkeiten auf, die erhöhter Aufmerksamkeit bedürfen. Wenn das Kind zum Beispiel nicht auf seinen Namen reagiert, keine Gesten macht, nicht mitlacht oder ungewöhnlich ruhig ist, sollten die Eltern einen Arzt konsultieren. Eine frühzeitige Diagnose ist wichtig, damit das noch formbare Gehirn mit entsprechenden Therapien stimuliert werden kann. Je früher die Behandlung beginnen kann, desto besser ist die Prognose. Verhaltenstherapien, die auf Hilfe zur Selbsthilfe abzielen, psychodynamische Therapien mit Fokus auf unbewusste Prozesse und individuelle Trainingsprogramme wie Logopädie oder Physiotherapie fördern die Entwicklung und begünstigen die schulische und soziale Integration. Wird die Erkrankung ignoriert, führt das meist zu einer Verschlechterung der  Störung sowie von allfälligen Begleitproblemen wie Schlaf- und Essstörungen, sprachliche und motorische Störungen, Angstzustände, Depressionen und zu sozialer Isolierung.

Eine dreifache Mutter erzählt:

«In den Monaten nach der Geburt hat mich eine unerklärliche Unruhe erfasst. Arthur lebte in einer eigenen stillen Welt und reagierte auch nicht auf seinen Namen. Fast ein Jahr lang versuchte ich zu sagen, dass etwas nicht stimmte, aber niemand hat mir zugehört oder mich ernst genommen. Dann habe ich mich an einen Kinderpsychiater gewandt. Sein Urteil war eindeutig. Autismus.
Nach qualvollen Monaten wird Arthur heute bei Spiel und Spass von verständnisvollen, ehrenamtlich tätigen Personen unterstützt. All dies ermöglicht unserem kleinen Jungen, der sich allem entzogen hatte, nun zu sich selbst und zu anderen, zur Umwelt, zu seiner Familie und zu Wörtern eine Beziehung aufzubauen und sich in der Schule zu integrieren, wo er, genau so wie er eben ist, akzeptiert wird.»

Zur weiteren Information:

www.autismusschweiz.ch:
schweizweit aktive Dachorganisation
www.aba-autisme-suisse.ch:
Hilfe für Familien durch Betreuung zuhause und Interventionsmöglichkeiten im Schulsystem
www.ovassociation.com:
frühzeitige Intervention und Betreuung von Autisten und Begleitung der Eltern

Autorin: Sophie Membrez

 

ASS bei bekannten Persönlichkeiten

Von ASS Betroffene werden oft als Personen mit fehlender Sozialkompetenz und als schlechte Zuhörer beschrieben, sie haben Schwierigkeiten im Verständnis der Sozialordnung und werden oft falsch verstanden. Trotzdem können sie beruflich durchaus erfolgreich sein. So werden berühmten Persönlichkeiten teilweise autistische Züge zugeschrieben, darunter Bill Gates, Mark Zuckerberg, Marie Curie oder Albert Einstein.