Lust auf einen Neuanfang?  

Während die einen mit guten Vorsätzen ins neue Jahr starten, planen andere einen privaten oder beruflichen Neuanfang. Routinen zu ändern, ist schwierig. Wie kann es trotzdem gelingen, solche Vorhaben in die Tat umzusetzen?

Was mit dem Wunsch nach einer Auszeit begonnen hat, sei positiv «aus dem Ruder gelaufen», teilen Daniel und Jessica in ihrem Blog mit. Die beiden haben für ihren gemeinsamen Traum, um die Welt zu reisen, ihre Jobs an den Nagel gehängt und einen kompletten Neuanfang gewagt. «Wir erlebten viele Hochs und Tiefs», sagen sie im Rückblick. «Es kam anders – aber alles kam gut.

Es kam anders – aber alles kam gut.

Wir hatten grosse Ziele, die wir zwar nicht alle erreichten, dafür haben wir uns persönlich sehr stark weiterentwickelt», sagt sie. Während Daniel und Jessica ihren Neuanfang aktiv geplant haben, stehen andere gezwungenermassen vor einem privaten oder beruflichen Scheideweg im Leben: Auch eine Trennung oder Scheidung, der Tod einer nahestehenden Person, der Auszug der erwachsenen Kinder, ein Unfall oder eine Krankheit, das Älter­werden, eine Kündigung, die Pensionierung oder geplatzte private oder berufliche Träume können – nebst vielen anderen persönlichen Gründen – dazu führen, dass die Karten neu gemischt werden und man vor einem Neuanfang steht. Im Leben klappt nicht immer alles so, wie es einem lieb ist oder wie es geplant war. Vielleicht gibt es Dinge oder Entscheidungen, die man bereut. Je älter man wird, desto mehr blickt man zurück.

Bedauern und verpasste Chancen

Viele trauern geliebten Menschen oder verpassten Chancen nach. Doch in jeder Lebenslage ist es wichtig zu erkennen, dass es nie zu spät ist, sich sein Leben so zu gestalten, dass es zu einem passt. Das hat unter anderem mit loslassen zu tun: Manchmal muss man sich von eingefahrenen Denkweisen verabschieden und sich neu orientieren, um wieder glücklich zu werden und inneren Frieden zu finden. Wer über gewisse Entscheidungen grübelt, sollte sich über seine wahren Bedürfnisse klar werden. Was ist machbar – und was nicht? Wenn sich nach einer persönlichen Einschätzung herausstellt, dass diese nicht oder nicht mehr realisiert werden können, kann es hilfreich sein, sich dies einzuge­stehen. Das heisst, die Situation zu akzeptieren, wie sie ist und nach anderen Lösungen zu suchen. Ist es möglich, seine Bedürfnisse auf einem anderen Weg zu stillen? Oder ist vielleicht ein Wunsch doch nicht so wichtig – kann er losgelassen werden?

Was bedeutet loslassen?

Ein Sprichwort aus dem Buddhismus lautet: «Lerne loszulassen, das ist der Schlüssel zum Glück.» Doch das ist leichter gesagt als getan. Psychische Belastungen, Verletzungen, Enttäuschungen, aber auch Gewohnheiten, Pessimismus, mangelndes Selbst­vertrauen oder Zukunftsängste lösen sich nicht einfach in Luft auf. So begleiten einen seelische Wunden in der Regel so lange, bis es gelingt, zu verzeihen, zu vergessen oder einfach loszulassen. Damit das besser gelingen kann, ist es nützlich zu akzeptieren, dass Veränderungen – auch negative – zum Leben dazugehören. Vergangenes ist vergangen und das Leben geht weiter, auch wenn etwas zu Ende ist. Die Vergangenheit loslassen zu lernen, ist ein wichtiger Schritt auf dem Weg in die Zukunft. Dazu gehört unter anderem auch, offen zu sein für Neues, so dass der Blick und die Gedanken wieder frei werden, zu erkennen, was das Leben noch Schönes bereithalten kann. Wer feststellt, dass dies aus eigener Kraft nicht zu schaffen ist, sollte sich Hilfe bei Freundinnen und Freunden oder professionelle Unterstützung bei einer Fachperson holen.

Christina Bösiger

Schritt für Schritt loslassen

  • Veränderungen akzeptieren – sie gehören zum Leben.
  • Das Selbstwertgefühl stärken, zum Beispiel mit Menschen und Aktivitäten, die guttun.
  • Sich Zeit nehmen, um zu trauern. Dadurch kann das Loslassen leichter fallen.
  • Von den Erfahrungen anderer lernen: Was hilft mir?
  • Nicht aufgeben, positiv denken und nach vorne schauen.
  • Geduld haben, auch kleine Schritte bringen einen weiter.
  • Selbst entscheiden – auf Schuldzuweisungen verzichten und Verantwortung für das eigene Tun übernehmen.
  • Sich Unterstützung holen, nicht alles ist allein zu schaffen.