Leistungsfähig dank mentaler Fitness

Spitzensportler wissen es längst – nicht nur die körperliche Fitness, auch die mentale Stärke ist beim Erreichen von Zielen ein wichtiger Faktor. Das gilt natürlich nicht nur im Wettkampf, weshalb sich mentales Training auch abseits des Sportbereichs etabliert hat. Aber was genau ist Mentaltraining?

Der lateinische Begriff «mens» bedeutet soviel wie «Geist» und das Wort «Training» stammt aus dem Englischen: «to train» wird übersetzt mit «ausbilden, schulen, erziehen». Bei mentalem Training geht es also um die Ausbildung des Geistes. Von Mentaltraining profitieren können alle, ganz egal, welche Ziele sie verfolgen oder welche Voraussetzungen gegeben sind.
Aufbauend auf der Annahme, dass das Hirn nicht eindeutig zwischen realen und irrealen Situationen unterscheidet, wird im Mentaltraining die Macht der Gedanken genutzt. Die Funktionsweise können Sie ganz einfach testen, indem Sie an einen schönen Moment denken. Über Ihr Gesicht wird automatisch ein Lächeln huschen, denn das innere Bild des Menschen beeinflusst das äussere.

“Unser inneres Bild beeinflusst unser Äusseres.“

Beim Mentaltraining nutzen Sie dieses Prinzip für sich, wobei zwei Rollen zentral sind. Als Beobachter blickt man von aussen auf sich. Man schaut sich selbst – fast wie in einem Film – zu. In der Rolle des Teilnehmers kann man die Situation beeinflussen und aktiv eingreifen. Gehen Sie die herausfordernde Situation in Gedanken durch und stellen Sie sich Ihre gewünschte (Re-)Aktion vor. Dabei werden Sie feststellen, welche Strategien etwas taugen. Stellen Sie sich vor, wie Sie in bestimmten Konstellationen denken, fühlen und sich verhalten wollen. Wie beim physischen Training stellt sich der Erfolg auch hier nicht von heute auf morgen ein. Erst durch regelmässiges Training verankern sich die mentalen Bilder im Unterbewusstsein und können dann auch im echten Leben ihre Wirkung entfalten.

Welche Arten von mentalem Training gibt es?

  • Mentaltraining gibt es in verschiedenen Formen. Dazu gehören auch:
  • Meditation, Achtsamkeitsübungen und andere Entspannungspraktiken: Der Geist wird geschult, ruhiger zu werden und sich zu fokussieren.
  • Autogenes Training: Diese Entspannungstechnik beruht auf Autosuggestion. Dabei beeinflussen Sie sich selbst, indem Sie in Gedanken beruhigende, stärkende Sätze oder Wortfolgen repetieren.
  • Visualisierungen und mentale Bilder: Dabei gehen Sie Situationen im Geist durch und stellen sich diese bildlich vor.

Alle Methoden können nur dann einen Effekt bewirken, wenn sie ernsthaft und nachhaltig geübt werden. Anfängern wird unbedingt fachliche Anleitung durch einen ausgewiesenen Coach/Trainer/Lehrer empfohlen – weil man auch sehr viel falsch machen respektive verankern kann.
«Mentaltrainer» ist kein geschützter Begriff und kann auch von Personen ohne Ausbildung verwendet werden. Achten Sie daher bei der Wahl einer Fachperson unbedingt auf eine seriöse Ausbildung.

Autor: Astrid Widmer

Kleines Wort, grosse Wirkung

Monika arbeitet als Pflegefachfrau im Spital. Wenn wieder einmal Freiwillige für die Sonntagsschicht gesucht werden, meldet sich Monika meistens, obwohl sie eigentlich gar nicht will. «Danach ärgere ich mich jedes Mal! Ich würde am Wochenende gerne Zeit mit meiner Familie verbringen. Gleichzeitig will ich niemanden vor den Kopf stossen», sagt die pflichtbewusste Pflegefachfrau. Die Folge: Monika ist schlecht gelaunt, nervt sich über ihre Arbeitskollegen, ihre Vorgesetzte und insbesonders über sich selbst. Mit solchen Zwiespälten sehen sich viele Tag für Tag konfrontiert. «Im Coaching habe ich die Situation mit meiner Trainerin durchgespielt. Ich war überrascht – das ‹Nein› kam ganz selbstverständlich, freundlich und doch bestimmt über meine Lippen», erzählt Monika. Dass sie die Situation in verschiedenen Rollen – als Monika, als Stationsleiterin, als Arbeitskollegin und als Beobachterin – durchgespielt hat, hat ihr neue Sichtweisen eröffnet. «Als Stationsleiterin fiel mir gar nicht auf, dass Monika den Dienst nicht wollte. Und als Arbeitskollegin vermutete ich, dass Monika die höhere Vergütung für Sonntagsschichten besonders schätzt», weiss Monika nun und lacht über sich selbst. Heute formuliert sie ihre Bedürfnisse viel klarer. Klar, manchmal beisst sie in den sauren Apfel und stellt sich für die ungeliebte Sonntagsschicht zur Verfügung. Genau wie alle anderen auch. Wenn etwas Unangenehmens auf sie zukomme, berichtet Monika weiter, spiele sie verschiedene Möglichkeiten im Kopf durch. «Dann wähle ich diejenige Lösung, die bei mir das beste Bauchgefühl hinterlassen hat, und ‹übe› diese ein», sagt sie. Es ist gut, sich auch potenzielle Hindernisse zu vergegenwärtigen – und auf diese vorbereitet zu sein.