Obwohl Autismus in der Gesellschaft zunehmend bekannt ist, gibt es immer noch viele Missverständnisse. Welche Perspektiven gibt es für Menschen mit Autismus und für ihre Familien von den ersten Anzeichen bis zu den alltäglichen Herausforderungen? Ein Blick auf eine Beeinträchtigung mit vielen Facetten.
Die Autismus-Spektrum-Störung (ASS) geht mit neurologischen Entwicklungsstörungen einher und betrifft etwa 0.6 bis 0.7 Prozent der Bevölkerung, unabhängig von Alter und Herkunft. Jungen sind häufiger betroffen als Mädchen. Autismus beeinträchtigt die Kommunikationsfähigkeit, das Verhalten und die sozialen Interaktionen der Betroffenen. Die Störung ist grösstenteils genetisch bedingt, es können jedoch auch andere Faktoren mitspielen, etwa eine vorgeburtliche Exposition an bestimmte chemische Stoffe, Stress, Infektionen oder Medikamente während der Schwangerschaft sowie das Alter der Eltern.
Autismus ist ein Spektrum. Die Art und Weise, wie sich die Störung individuell äussert, ist höchst unterschiedlich.
Die Ausprägung der autistischen Symptome kann durch mehrere Umweltfaktoren beeinflusst werden. Entscheidend ist, wie viel Zeit Betroffene vor dem Bildschirm verbringen, welche soziale und familiäre Unterstützung vorhanden ist, aber auch die Ernährung und sensorische Reize. Autismus ist im Übrigen ein Spektrum. Das bedeutet, wie sich der Autismus äussert, ist sehr variabel. Einige haben milde Symptome und sind selbstständig, während schwerer Betroffene mehr Unterstützung und Betreuung benötigen.
Bestimmte Anzeichen lassen auf Autismus schliessen. Sie zu erkennen, ist wichtig, da ein Kind mit Autismus bei früher Förderung Aussicht auf bessere Sozial-, Sprach- und Verhaltenskompetenzen hat. Eine frühzeitige und angemessene Intervention verbessert die langfristigen Ergebnisse signifikant.
Sprechen und Sprachentwicklung: Häufig wird ein später Sprachbeginn und eine verzögerte oder fehlende Sprachentwicklung festgestellt. Manchen Kindern mit Autismus fällt es schwer, ihre Stimme richtig einzusetzen.
Schwierigkeiten mit sozialer Interaktion: Die grosse Mehrheit der Menschen mit Autismus hat Schwierigkeiten, mit anderen zu kommunizieren oder zu interagieren, also Blickkontakt herzustellen, Gesichtsausdrücke zu zeigen, auf den eigenen Namen zu reagieren oder Interesse an anderen zu äussern. Diese Anzeichen zählen nebst der Sprachverzögerung zu den ersten, die Eltern auffallen.
Stereotype Verhaltensweisen: Manche Menschen mit Autismus zeigen repetitive und selbststimulierende Verhaltensweisen wie Schaukeln, Händewedeln oder Drehbewegungen.
Schwierigkeiten bei ändernder Routine: Autismusbetroffene finden es oft sehr störend, wenn sich die Routine oder die Umgebung ändert.
Sensorische Störungen: Menschen mit Autismus sind manchmal überempfindlich oder zu wenig empfindlich gegenüber bestimmten Reizen, etwa Geräuschen, Texturen oder Licht.
Es gibt keine Medikamente zur Behandlung von Autismus. Bewährte Therapien können Begleitsymptome wie Angstzustände, Depressionen, Unruhe oder Schlafstörungen reduzieren, um Betroffenen Linderung zu verschaffen. Die Behandlung beruht auf einem multidisziplinären Ansatz, der Patientinnen und Patienten mit Autismus bei der Entwicklung ihrer sozialen und kommunikativen Fähigkeiten sowie ihrer Verhaltenskompetenzen hilft und gleichzeitig ihre Selbstständigkeit und Lebensqualität verbessern soll.
Verhaltens- und Lerntherapien, eine regelmässige Betreuung durch Autismus-Fachkräfte und die Unterstützung der Familie können dazu beitragen, besser mit den Symptomen zurechtzukommen.
Sophie Membrez
In der Schweiz gibt es verschiedene Einrichtungen und Verbände für Autismusbetroffene und ihre Angehörigen. Dazu zählen: