Gerät die Vaginalflora aus dem Gleichgewicht, treten oft unangenehme und meist wiederkehrende Beschwerden auf. Dabei kann frau einiges tun, um den häufigsten Intimbeschwerden vorzubeugen.
Das feucht-warme Klima im weiblichen Intimbereich ist ein Paradies für Bakterien und Pilze. Der Grossteil davon – allen voran die Armee von Laktobazillen, auch bekannt als Milchsäurebakterien – gehört zu den nützlichen Mikroben.
Sie tragen zu einem sauren Scheidenmilieu bei, in dem krankmachende Keime nicht überleben. Als sauer gilt ein pH-Wert zwischen 3,8 und 4,5. Steigt der pH-Wert auf über 4,5, verliert die Scheide ihren natürlichen Säureschutzmantel und Krankheitserreger können sich ungehindert vermehren und Infektionen auslösen. Wissenswertes zum Thema Vaginalflora erläutert Dr. Jeannette Baldinger, Oberärztin an der Frauenklinik des Kantonsspitals St. Gallen und Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe.
Dr. Jeannette Baldinger: Ein häufiges Symptom ist Juckreiz, der jedoch auch viele andere Ursachen haben kann. Weitere Symptome sind Brennen, Rötungen, Wundheitsgefühl oder ein veränderter oder übelriechender Ausfluss.
Häufig sind übertriebene oder falsche Hygiene, körperlicher oder psychischer Stress, eine unausgewogene Ernährung oder prädisponierende Faktoren, die Beschwerden im Intimbereich begünstigen. Dazu zählen beispielsweise Diabetes mellitus, eine Antibiotikatherapie, ein erhöhter Östrogenspiegel aufgrund der Antibabypille, einer Schwangerschaft oder einer Östrogentherapie, aber auch eine Immunsuppression, also eine Therapie, die das eigene Immunsystem unterdrückt.
Übertriebene und falsche Hygiene schadet der Vaginalflora.
In gewissen Fällen reicht bereits eine gesunde Ernährung, genügend Schlaf, das Vermeiden von Stress. Für die tägliche Hygiene bitte keine Seife benutzen, nur Wasser oder eine geeignete Waschlotion. Wer empfindlich ist oder bereits Pilz- oder Blaseninfektionen hatte, sollte die Hygienemassnahmen penibel einhalten (siehe Box). Wirksam ist auch ein in Naturjoghurt getränkter Tampon, der für einige Stunden oder über Nacht eingeführt wird.
Bei andauernden oder wiederkehrenden störenden Beschwerden, bei ungeklärten Blutungen, starken Schmerzen oder bei Harnverhalt, also wenn die Blase nicht vollständig geleert werden kann.
Lokale Therapie im Sinne von Scheidenzäpfchen oder -cremes sind häufig die erste Wahl. Je nach Auslöser kommen verschiedene Substanzen zur Anwendung. Antimykotische bei Pilzinfektionen, desinfizierende bei verschiedenen Erregern, um die Vaginalflora aufzubauen, sind milchsäurebakterien- oder hormonhaltige Mittel angezeigt.
Häufig wird sie bei Hormonmangelzuständen beobachtet, sei es nach den Wechseljahren, in der Stillzeit und unter antihormoneller Therapie, beispielsweise bei Brustkrebs. Scheidentrockenheit tritt auch bei Allergien, bei Hautirritationen durch Hygieneprodukte, bei chronischen Hauterkrankungen, Infektionen oder internistischen Erkrankungen auf. Also in jedem Alter.
Man vermeidet die Auslöser respektive behandelt die zugrundeliegende Erkrankung. Nach den Wechseljahren verspricht die lokale Hormontherapie Erfolg, ansonsten aufbauende Zäpfchen mit Milchsäurebakterien.
Oft werden reiferen Frauen Hormonpräparate verschrieben – gibt es auch sanftere Alternativen?
Ausschlaggebend sind die Beschwerden und Anforderungen der Frau. Bei Trockenheitsgefühl in der Scheide, schmerzhaftem Geschlechtsverkehr oder teilweise auch bei Reizblasenbeschwerden kann ein lokales Hormonpräparat empfohlen werden, hier gibt es verschiedene Dosierungen. Alternativ können auch hormonfreie Präparate wie Gleitgels Anwendung finden.
Autor: Suzana Cubranovic
Tipps für eine gesunde Vaginalflora: