Ihr Freund, der Schlaf

Gesunder Schlaf bringt Erholung und die Leistungskraft zurück. Doch was ist gesunder Schlaf? Welche Störungen kann es geben? Was kann man dagegen tun? Dr. med. Christian Imboden, ärztlicher Direktor der Privatklinik Wyss in Münchenbuchsee, gibt Auskunft.

Was ist gesunder Schlaf?

Herr Dr. Imboden: Schlaf ist dann gesund, wenn er als erholsam und ungestört erlebt wird.

Wie kann man die Qualität des Schlafes selbst überprüfen?

Wenn man innerhalb von maximal 30 Minuten einschlafen kann, in der Regel durchschläft, morgens gut wach wird und sich erholt fühlt, dann sind das bereits gute Anzeichen für eine gute Schlafqualität. Auf der anderen Seite sprechen eine ausgeprägte Müdigkeit oder Schläfrigkeit während des Tages für einen beeinträchtigten Schlaf.

Welche Schlafphasen gibt es und welche Bedeutung haben sie für einen gesunden Schlaf?

In der Untersuchung des Schlafes wird zwischen oberflächlichen Schlafphasen, dem Tiefschlaf und dem sogenannten REM-Schlaf unterschieden. REM steht dabei für «Rapid eye movement», also rasche Augenbewegungen, die sind typisch für dieses Schlafstadium, in dem auch häufig geträumt wird. Bei einem gesunden Schlafenden folgen diese Phasen gewöhnlich aufeinander.

Inwiefern ist gesunder Schlaf wichtig für Gedächtnis, Immunsystem oder Leistungsfähigkeit?

Schlaf wird benötigt, um Gedächtnisinhalte längerfristig abzuspeichern. Auch das sogenannte Immungedächtnis wird besser aufgebaut, wenn man einen gesunden Schlaf hat. Das gilt insbesondere auch bei Impfungen, die zum Ziel haben, dass das Immunsystem neue Erreger abzuwehren erlernt. Die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit während des Tages wird durch chronischen Schlafmangel beeinträchtigt.

Welche Schlafstörungen können auftreten?

Es gibt eine Vielzahl verschiedener Schlafstörungen, die sich oft auch gegenseitig beeinflussen können. Zu den häufigsten körperlich bedingten Störungen gehören erstens das obstruktive Schlafapnoesyndrom, bei welchem es nachts von reduzierter Atmung bis zu Atemaussetzern kommen kann. Zweitens gibt es das Restless-Legs-Syndrom, kurz RLS-Syndrom, das bei Betroffenen zu unangenehmen Gefühlen in den

Menschen mit Schlafproblemen sollten Schlaf während des Tages vermeiden.

Beinen führt, die gelindert werden können, wenn die Beine bewegt werden. Dies kann das Einschlafen deutlich erschweren. Zuletzt muss noch die Schlaflosigkeit genannt werden, die meist in Zeiten psychischer Belastung mit vermehrtem Stress beginnt. Es ist zwar normal, dass ein Mensch eine gewisse Zeit Mühe mit dem Schlafen hat, wenn er belastet ist; besteht diese Beeinträchtigung aber über mehrere Wochen, sprechen wir von einer Insomnie. Diese kann wiederum ein Risikofaktor für die Entwicklung einer Depression sein.

Welche einfachen Vorkehrungen bezüglich Essen, Schlafzimmersituation, Schlafritual können getroffen werden?

Es gibt diverse schlafhygienische Regeln, die zu einem guten Schlaf beitragen können. Dazu gehört, dass das Schlafzimmer ruhig und genügend dunkel ist. Die letzten 30 Minuten vor dem Einschlafen verbringt man idealerweise mit entspannenden Tätigkeiten wie Lesen und Musikhören. Bildschirme sind dabei kontraproduktiv. Menschen mit Schlafproblemen sollten zudem Schlaf während des Tages vermeiden. Auf stimulierende Getränke wie Kaffee, Schwarztee, Grüntee oder Energydrinks sollte ab spätestens 16 Uhr verzichtet werden.

Wie werden Schlafstörungen erfasst?

Bei einer Schlafstörung sollte eine ausführliche ärztliche Befunderhebung erfolgen. Erste Anlaufstelle ist der Hausarzt, bei komplexen Problemen sollte ein interdisziplinäres schlafmedizinisches Zentrum involviert werden, das durch Neurologen, Lungenärzte und Psychiater betrieben wird. Je nach Problematik können weiterführende Untersuchungen angezeigt sein, zum Beispiel eine Nacht im Schlaflabor.

Autor: Kurt Meyer

Schlaflabor und Schlaftherapie – ein Erfahrungsbericht

Corinna N.* (51) wurde über Monate jeweils nach zwei Stunden Schlaf wach und konnte nur mithilfe von Schlafmitteln wieder einschlafen. Eine Untersuchung im Schlaflabor brachte Ansätze für eine Therapie. So hat sie es erlebt: «Ich musste am Abend so gegen zehn im Schlaflabor sein. Anschliessend wurde ich von Kopf bis Fuss verkabelt. Mit den Sensoren werden Hirnströme, Augenbewegungen, der Muskeltonus am Kinn und den Schienbeinen, die Herzstromkurve, der Atemfluss sowie Atem­bewegungen während der Nacht gemessen. Zudem wurden mein Schlafverhalten und die Augenbewegungen mit Kameras aufgezeichnet. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass ich mit all den Apparaturen einschlafen würde. Aber es ging. Tags darauf wurden die aufgezeichneten Daten und eine mögliche Therapie besprochen. Für mich hiess dies zuerst einmal, einen Schlaf­mittelentzug durchzuführen. Anschliessend folgte eine Ver­haltenstherapie, während der die Schlafmuster verändert werden. Die Zeit im Bett wird dabei stark reduziert, was dazu führt, dass der sogenannte Schlafdruck ansteigt und man in der verkürzten Bettzeit viel besser schläft. Die Schlafphasen wurden dann nach und nach verlängert. Die Therapie war für mich ein positives Erlebnis. Ich war so glücklich, als ich das erste Mal wieder richtig durchschlafen konnte».

* Name der Redaktion bekannt.