Ob flüssige, cremige oder feste Konsistenz, weisse, goldgelbe oder dunkelbraune Farbe, mild, blumig oder würzig im Geschmack – so vielfältig die Honigsorten, so zahlreich sind die heilenden Eigenschaften, die Bienenprodukten nachgesagt werden.
Für 9.3 Gramm Honig, was einem knappen Teelöffel entspricht, arbeitet eine Biene etwa 40 Tage. Dabei unternimmt sie an guten Tagen bis zu 30 Sammelausflüge, besucht bis zu 100 Blüten pro Ausflug und bringt jedes Mal nahezu ihr eigenes Gewicht, das im Schnitt bei 82 Milligramm liegt, in Form von Nektar oder Honigtau zurück in den Bienenstock. Die Biene bewegt sich dabei mit einer Fluggeschwindigkeit von bis zu 29 Stundenkilometern und legt täglich rund
85 Kilometer oder noch mehr zurück. Diese immense Leistung der Tiere, die gleichzeitig dafür sorgen, dass rund 80 Prozent aller Pflanzen weltweit bestäubt werden, und die Tatsache, dass viele Sammelbienen nach getaner Arbeit vor Erschöpfung sterben, weist bereits darauf hin, wie kostbar das Bienenprodukt ist.
Pro Kopf werden in der Schweiz 1.3 Kilogramm Honig konsumiert. Er besteht zu 80 Prozent aus Zucker, zu 17 Prozent aus Wasser und in den restlichen drei Prozent stecken wertvolle Vitamine, Enzyme, Mineralien und Pflanzenfarbstoffe. Diese Kombi macht Honig gesünder als Kristallzucker. Dennoch sollte man nur kleine Mengen zu sich nehmen, sonst steigt das Risiko für Übergewicht und Erkrankungen wie Diabetes.
Honig ist nicht gleich Honig.
Doch was ist mit der heilenden Wirkung von Honig? Lindert er Husten und Erkältung? Aufgrund der rund 200 Inhaltsstoffe, deren Zusammensetzung von Honig zu Honig variiert, sei das durchaus möglich, heisst es in Fachkreisen. Honig legt sich wie ein Film über die entzündete Rachenschleimhaut und beruhigt diese. Wissenschaftlich belegt ist die Wirkung nicht. So wird medizinischem Honig in einigen Studien eine antibakterielle Wirkung nachgesagt. Ausschlaggebend ist der hohe Zuckergehalt aus hauptsächlich Fruktose (Fruchtzucker) und Glucose (Traubenzucker), der den Bakterien im Wundwasser die Flüssigkeit entzieht, sie austrocknen und absterben lässt. Zudem hat Honig einen pH-Wert zwischen 3.5 und 4.5, was einem sauren Milieu entspricht, in dem Bakterien nicht wachsen. Obwohl er heilende Eigenschaften bei oberflächlichen Verletzungen aufweist, ist Honig gemäss Deklaration keine Arznei, sondern ein Lebensmittel.
Bereits im Alten Ägypten wurde Honig als Schönheitselixier genutzt. Er bindet Feuchtigkeit in der Haut und glättet trockene Fersen und spröde Lippen, wirkt dank den sekundären Pflanzenstoffen, die als Radikalfänger gelten, in Anti-Aging-Produkten, verleiht Haaren neuen Glanz oder befreit als natürliches Wachs von unerwünschten Härchen. Wer keine Angst hat vor der klebrigen Masse, kann aus Honig – achten Sie dabei unbedingt auf hochwertigen, reinen Honig – schnell und einfach selbst ein Pflegeprodukt herstellen. Für ein Körperpeeling mischen Sie beispielsweise Honig und Meersalz im Verhältnis 1:2, fertig. Für alle anderen verarbeitet die Kosmetik-branche das süsse Lebensmittel in einer klebefreien Menge von bis zu zehn Prozent in pflegenden Gesichts-, Körper- und Haarprodukten, als Wachsstreifen zur Enthaarung oder auch in sinnlich duftenden Parfums.
Tabu ist Honig für Kleinkinder unter einem Jahr. Ihr noch unausgereiftes Immunsystem kann Sporen, die Honig enthalten kann, nicht ausbremsen und in der Folge könnten schwerwiegende Vergiftungen entstehen. Auch Schwangere und Stillende sollten von Honigprodukten absehen, genauso wie empfindliche Personen und solche, die allergisch auf Bienengift reagieren. Allergien gegen reinen Honig gibt es kaum, aber häufig gegen weiterverarbeiteten Honig, insbesondere gegen Propolis oder Gelée Royal.
Suzana Cubranovic
* Auch wenn viele Menschen auf diese Bienenprodukte schwören, die Wirksamkeit ist wissenschaftlich nicht belegt.