Hochbegabung erkennen und begleiten

Wie erkennt man eine Hochbegabung? Was bedeutet es, wenn Kinder besonders begabt oder hochbegabt sind? Und: Wie und wo erhalten sie eine ihren Fähigkeiten angepasste Förderung, damit sie ihr Potenzial entfalten können?

Maximilian Janisch aus dem Kanton Luzern gilt als mathematisches Wunderkind. Bereits mit neun Jahren bestand er die Matura in Mathematik mit Bestnoten. Mit einem Intelligenzquotienten (IQ) von 149+ liegt er weit über dem Durchschnitt. Heute – mit 20 Jahren – ist er Doktorand an der Universität Zürich und engagiert sich für die Öffnung der Hochschulen für junge Talente. Nicht immer ist eine Hochbegabung so klar erkennbar wie bei ihm. Es gibt verschiedene Arten von Hochbegabung. Während die einen zum Beispiel in Bereichen des sprachlichen, numerischen oder figuralen Denkens überdurchschnittliche Leistungen erbringen, haben andere eine sogenannte Inselbegabung, sind also in eng umgrenzten Bereichen (Inseln) besonders begabt.

Jedes hochbegabte Kind ist anders.

Wie äussert sich eine Hochbegabung?

Hochbegabung wird oft mit Hochleistung gleich­gesetzt, es gibt aber auch andere Faktoren, die auf Hochbegabung hinweisen können. Dazu gehören zum Beispiel Entwicklungsvorsprünge, aber auch das Sozialverhalten oder die Verarbeitung bestimmter Reize. Hochbegabte Kinder sind wissbegierig und verarbeiten alles, was sie sehen, hören und fühlen. Das kann sowohl für das Kind als auch für sein Umfeld eine Herausforderung sein. Eltern, die bei ihrem Kind eine Hochbegabung vermuten, rät Regula Haag, Geschäftsführerin der Stiftung für hochbegabte Kinder, einen standardisierten IQ-Test bei einer entsprechend ausgebildeten Fachperson durchführen zu lassen. Wird dabei ein IQ von 130 oder mehr gemessen, liegt eine Hochbegabung vor. Experten gehen davon aus, dass dies bei etwa zwei von 100 Kindern und Jugendlichen der Fall ist. Natürlich erfasst der IQ-Test allein nicht alle Fähigkeiten eines Menschen, aber er kann Stärken und besondere Begabungen im kognitiven Bereich sichtbar machen. Dies wiederum ermöglicht eine auf die Bedürfnisse des Kindes abgestimmte schulische Förderung.

Schwierigkeiten im Alltag

Hochbegabung ist keine Garantie für schulischen Erfolg – im Gegenteil. Es komme immer wieder vor, dass sich hochbegabte Kinder nicht in das schulische Umfeld integrieren können, weiss Regula Haag. «Sie fühlen sich unverstanden, nicht ernst genommen, langweilen sich, sind unterfordert, werden aggressiv und stören den Unterricht. Andere haben Schwierigkeiten im Umgang mit Mitschülern, reagieren mit Rückzug, Ängsten oder depressiven Verstimmungen», sagt sie. Solche Verhaltensweisen können zu Fehldiagnosen führen, denn Störungen neuropsychiatrischen Ursprungs wie ADHS, eine Aufmerksamkeitsstörung, das sogenannte Asperger-Syndrom, eine Autismus-Spektrum-Störung, zeigen ähnliche Merkmale. Regula Haag wünscht sich deshalb eine Sensibilisierung und Fortbildung der Lehrkräfte: «Eine falsche Diagnose kann weitreichende Folgen haben.»

Breite Palette von Förderangeboten

«Jedes hochbegabte Kind ist anders und jede Hochbegabung ist individuell», sagt Regula Haag weiter. Deshalb gebe es auch kein Patentrezept für die Förderung, sondern eine bunte Palette verschiedener Möglichkeiten. Welche davon für das jeweilige Kind sinnvoll sind, zeigt sich nach entsprechender Abklärung. Regula Haag empfiehlt, sowohl ausserschulische Angebote, beispielswiese von Vereinen, als auch solche der Schule zu nutzen.

Christina Bösiger

 

Förderung junger Hochbegabter

Die Schweizerische Stiftung für hochbegabte Kinder hat sich zum Ziel gesetzt, überdurchschnittlich begabte Kinder intellektuell und sozial zu fördern und zu unterstützen. Auf der Website www.hochbegabt.ch finden Interessierte Antworten auf Fragen rund um das Thema Hochbegabung, zahlreiche Merkblätter, nützliche Adressen von Beratungsstellen, Links für die Weiterbildung, Checklisten, schulische und ausserschulische Angebote, Wettbewerbe und vieles mehr.