Heilpflanzen – Wunder der Natur

Es war einmal eine Welt ganz ohne Medikamente. Zumindest ganz ohne industriell hergestellte Medikamente, denn Wirkstoffe von Pflanzen haben das Leben schon in frühesten Zeiten beeinflusst. Welche Rolle spielen Heilpflanzen heute?

Die älteste bekannte Rezeptsammlung für Arzneien stammt aus dem ehemaligen Mesopotamien (Region Iran, Irak und Türkei) und dürfte um 3000 vor Christus erstellt worden sein. Bei den ersten Arzneien handelte es sich hauptsächlich um Heilpflanzen. Die Wirkungen dieser Stoffe wurden durch Zufall, Beobachten und Erfahrung gewonnen. Auch heute noch wird in der Pflanzenheilkunde auf jahrhundertealtes Wissen zurückgegriffen, wobei die Wissenschaft immer neuere Erkenntnisse liefert. Anders als komplementär­medizinische Heilverfahren wie Homöopathie, Spagyrik oder Bachblüten – denen jeweils eigene Theorien zugrunde liegen – orientiert sich die sogenannte Phytotherapie an Wirkstoffen. So verfügt man bei Heilpflanzen, die als Arzneimittel zugelassen sind, auch über wissenschaftliche Nachweise ihrer Wirkung.

“Jahrhundertealtes Wissen und neue Erkenntnisse treffen aufeinander.”

Heilpflanzen heute

Noch heute werden Heilpflanzen in der Medizin eingesetzt. In der Phytotherapie kommen komplexe Mischungen mit verschiedenen Wirkstoffen zum Einsatz. Pflanzliche Zutaten spielen auch bei der Speisezubereitung eine wichtige Rolle – in geschmacklicher und medizinischer Hinsicht. Die antibakterielle und virushemmende Wirkung von Zimt und Ingwer ist bekannt. So erfreut sich beispielsweise Ingwer traditionell grosser Beliebtheit in Regionen, in denen die Gefahr von verschmutztem Trinkwasser besonders hoch ist. In der Phytotherapie finden sich vielfältige An­-wendungsformen, dazu gehören Kräutertees, Tinkturen, Salben oder Wickel. Viele Erzeugnisse können in Apo­theken gekauft werden. Aber auch zu Hause können Sie Heilpflanzen nutzen. Dazu benötigen Sie nicht mal einen grünen Daumen! Wir stellen Ihnen hier einige Heilpflanzen vor, die nicht nur im heimischen Garten, sondern auch in der Natur oder auf Märkten zu finden sind. Aber Vor- sicht – es besteht Verwechslungsgefahr! Im Zweifelsfall sollten Sie selbst gesammelte Pflanzen von einer Fachperson bestätigen lassen. Auch ist die Qualität der Ursprungsstoffe entscheidend. Die Pflanzen dürfen weder durch Pestizide noch andere Schadstoffe kontaminiert sein. Die nachfolgenden Pflanzen kennen Sie bestimmt auch:

  • Baldrian: Bescheiden wirken die kleinen weiss- bis rosafarbene Blüten des Baldrians (Valeriana officinalis). Arzneilich wirksam sind Inhaltsstoffe der Wurzel. Diese werden häufig zu alkoholischen Tinkturen oder Dragées verarbeitet und verabreicht. Aber auch Baldriansaft, Kapseln, Bäder oder Tees sind bekannte Anwendungsformen. Baldrian wirkt beruhigend und wird bei Schlafstörungen, Unruhe- und Spannungszuständen sowie bei generell erhöhter Reizbarkeit eingesetzt.
  • Arnika*: Von Juni bis August können Sie sie im Gebirge bestaunen, die leuchtend gelben Blüten der Arnika (Arnica montana). Die Pflanze steht in der Schweiz unter Naturschutz und wird für pharmazeutische Zwecke angebaut. Erzeugnisse aus Arnika werden fast ausschliesslich äusserlich angewendet, lediglich homöopathische Globuli stellen eine Ausnahme dar. Die Zubereitungen wirken entzündungshemmend, schmerzlindernd und antimikrobiell. Beispielsweise als Salbe, Gel, Öl oder Badezusatz helfen die Wirkstoffe der Arnikablüten bei stumpfen Verletzungen, bei Zerrungen, Prellungen, Blutergüssen sowie bei Entzündungen der Gelenke und Muskeln und sogar bei Arthritis, Arthrose und Gicht. Auch bei Insektenstichen können Gels Linderung verschaffen.
  • Echinacea*: Der Sonnenhut – so die deutsche Bezeichnung der Echinacea – wird zur Stimulierung des Immunsystems vorbeugend und therapeutisch bei Erkältungskrankheiten verwendet. Die Wirkstoffe der Pflanze werden aufbereitet und in Form von Tropfen, (Lutsch-)Tabletten oder als Heissgetränk eingenommen.

Autor: Astrid Widmer

*Achtung: Die Arnika und der Sonnenhut gehören zur Familie der Korbblütler (Asteraceae) und können auch unerwünschte Reaktionen wie Hautreizungen oder allergische Reaktionen hervorrufen. Beachten Sie unbedingt die Packungsbeilagen!

Wirkung und Nebenwirkung

Achtung! Wie alle Wirkstoffe können auch jene pflanzlichen Ursprungs bei falscher Anwendung, bei Überempfindlichkeit oder bei Allergien lästige oder gar gefährliche Folgen nach sich ziehen. Insbesondere Kinder, Schwangere und stillende Frauen sowie Personen, die andere Medikamente einnehmen, sollten Vorsicht walten lassen. Zu allfälligen unerwünschten Nebenwirkungen gehören auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten – selbstgekaufte oder vom Arzt verschriebene. Lassen Sie sich deshalb immer von Fachpersonen beraten und lesen Sie die Packungsbeilagen. Ihre Apothekerin oder ihr Apotheker informiert Sie gerne über Anwendung und mögliche Nebenwirkungen.