Fallen über Wochen täglich mehr als 100 Haare aus oder wachsen sie nicht nach – dann sprechen Mediziner von Haarausfall. Lichtet sich das Haar, verändert das nebst dem Aussehen oft auch das Selbstwertgefühl.
Will Smith sorgte an der Oscarverleihung 2022 für einen Skandal, als er den Moderator Chris Rock ohrfeigte. Dieser hatte sich lustig gemacht über den kahlen Kopf von Jada Pinkett-Smith, Will Smiths Ehefrau. Die Schauspielerin leidet an Alopecia areata, dem kreisrunden Haarausfall. Es handelt sich dabei um die dritthäufigste Form des Haarausfalls, die etwa ein bis zwei Prozent der Bevölkerung betrifft, Männer und Frauen gleichermassen und auch Kinder.
Haarausfall kann dauerhaft oder vorübergehend sein.
Oft beginnt es mit einem kleinen haarlosen Fleck auf der Kopfhaut, auf den weitere folgen und bei manchen zu komplettem Haarverlust führen. Seltener sind auch Wimpern, Augenbrauen, Bart oder die gesamte Körperbehaarung betroffen. Manchmal auch die Nägel. Als Ursache wird eine Autoimmunerkrankung vermutet, bei der weisse Blutkörperchen die Haarwurzeln angreifen, was zu Entzündungen und in der Folge zu Haarausfall führt. Während rund 30 Prozent der Betroffenen unter dauerhaftem Haarverlust leiden, verschwindet der Haarausfall bei den meisten innerhalb von einem Jahr von selbst wieder, ohne erneut aufzutreten. Behandelt wird je nach Stadium mit Zink, starken Entzündungshemmern oder Immuntherapien.
Diffuser Haarausfall, die zweithäufigste Form der Alopezie (Haarlosigkeit), breitet sich in der Regel über den ganzen Kopf aus und tritt häufiger bei Frauen als bei Männern auf. Diese Form zeigt sich insbesondere nach hormonellen Veränderungen, sei es nach einer Schwangerschaft, durch die Einnahme der Antibabypille oder in den Wechseljahren. Auch Eisenmangel, eine Schilddrüsenfehlfunktion, Syphilis, gewisse Medikamente, Chemotherapie, eine Vergiftung, mangelhafte Ernährung oder auch Stress gelten als Ursachen. Wichtig ist es, den Auslöser mithilfe Ihrer Ärztin oder Ihres Arztes abzuklären, denn danach richtet sich die Therapie. Mit der Behandlung der zugrundeliegenden Erkrankung oder einem Medikamentenwechsel verschwindet der Haarausfall, der sich hier als Begleiterscheinung zeigt, in der Regel wieder.
Die häufigste Form des Haarausfalls ist die androgenetische Alopezie, die erblich bedingt und dauerhaft ist. 70 Prozent der Männer und 40 Prozent der Frauen sind betroffen. Während sich der Haarausfall bei Männern schon früh mit Geheimratsecken zeigt, später die Haare am Hinterkopf ausdünnt und bis zur Glatze führen kann, tritt er bei Frauen für gewöhnlich erst nach den Wechseljahren auf. Typisch ist ein Ausdünnen der Kopfhaare am Mittelscheitel. Frauen wie Männer nehmen den Haarverlust als Attraktivitätsverlust wahr, was sich auch auf die Psyche auswirken kann. Verständlich, dass Betroffene nach jedem Strohhalm greifen, um den Haarverlust zu stoppen. Doch Vorsicht: Von den zahlreichen Mitteln und Produkten, die Haarbruch kitten oder Haarverlust rückgängig machen sollen, enttäuschen die meisten betreffend Wirksamkeit.
Um die richtige Diagnose zu stellen, ist bei ersten Anzeichen von Haarausfall der Gang zur Apotheke der richtige Weg. Danach kann, wenn nötig, ein Arztbesuch sinnvoll sein. Nach einer detaillierten Anamnese werden die Haare unter die Lupe genommen. Zupftest, Haaranalyse, Blutuntersuchung, Gewebeentnahme sind je nach Art des Haarausfalls angezeigt. Wissenschaftlich belegt ist die Wirkung von Minoxidil, das als Lösung oder Schaum auf die Kopfhaut aufgetragen wird. Gut schneidet auch Finasterid ab, das in Form von Tabletten verabreicht wird. Jedoch nur für Männer, weil in Schwangerschaften Fehlentwicklungen möglich sind. Beide Moleküle sind rezeptfrei in der Apotheke erhältlich. Die Wirkstoffe können Nebenwirkungen auslösen und wirken nur solange sie angewendet werden. Eine weitere – kostspielige, komplizierte und strapaziöse – Möglichkeit ist die Haartransplantation, bei der eigene Haarwurzeln an haarlose Stellen verpflanzt werden.
Suzana Cubranovic