Glutenfreie Ernährung – eine Modeerscheinung?

Viele Promis, wie zum Beispiel der Tennisspieler Novak Djokovic oder die Sängerin Lady Gaga, schwören auf die Vorzüge einer glutenfreien Ernährung. Vertragen heute weniger Menschen Gluten als früher? Oder handelt es sich um eine Modeerscheinung?

Sie war schon immer sehr nervös und sensibel, aber erst im Alter von 36 Jahren wurde bei Natalie M. eine Glutenunverträglichkeit (Zöliakie) diagnostiziert. «Meine Bauchschmerzen wurden jeweils als Gastritis, Magen-Darm-Grippe oder Reizdarm diagnostiziert. Im Jahr vor meiner Zöliakie-Diagnose erwachte ich häufig mitten in der Nacht mit heftigen Schmerzen.» Erst als der Arzt Natalie M. an einen Gastroenterologen überwies, stellte dieser sofort eine Glutenintoleranz fest. Aufgrund der späten Diagnose waren die Zotten ihres Dünndarms – die bei der Aufnahme von Nährstoffen eine zentrale Rolle spielen – leider bereits stark beschädigt. «Das war ein Schock! Ich kaufte mir Kochbücher, druckte Listen der verbotenen Zutaten aus und durchforstete Webseiten, um mich zu informieren», berichtet Natalie M. Wie ihr geht es vielen Betroffenen. Vom Auftreten der ersten Symptome bis zur korrekten Diagnose verstreicht häufig wertvolle Zeit.

Nur ein Prozent der Bevölkerung betroffen

Das Gluten ist eine Proteinverbindung, die in zahlreichen Getreidearten wie Weizen, Dinkel und Roggen vorkommt. Seit einigen Jahren steigt die Nachfrage nach glutenfreien Produkten. Der Verzicht auf Gluten scheint innert den letzten Jahren bei einem steigenden Prozentsatz der Bevölkerung auf Resonanz zu stossen. Glücklicherweise kommt die echte Glutenunverträglichkeit nur selten vor. Lediglich ein Prozent der Bevölkerung ist von Zöliakie betroffen.

Autoimmunerkrankung als Ursache für eine Malabsorption

Zöliakie oder Glutenintoleranz ist eine Autoimmunerkrankung. Nach und nach wird die Dünndarmwand beschädigt, was eine massive Beeinträchtigung der Nährstoffaufnahme zur Folge hat und zu gravierenden Mangelerscheinungen führt. Verschiedene Symptome wie Bauchschmerzen, Durchfall, Blähungen, Müdigkeit oder Anämie, aber auch neurologische Störungen und Gelenkbeschwerden können in der Folge auftreten.
Die Diagnose erfolgt in zwei Schritten: Erst wird Blut genommen, um den Gehalt der spezifischen Antikörper IgA (Immunglobin A) zu ermitteln. Bei positivem Resultat wird eine Dünndarmbiopsie vorgenommen, um allfällige Veränderungen im Darm (Zottenathropie; eine Abflachung der Dünndarmzotten) abzuklären. Zeigen diese beiden Untersuchungen positive Ergebnisse auf, ist die Diagnose Zöliakie gegeben. Die Folgen der Krankheit können nur mit striktem Verzicht auf Gluten eingedämmt oder gestoppt werden. Wer sich trotz Glutenunverträglichkeit nicht daran hält, kann die Gesundheit ernsthaft schädigen. Gerade deshalb ist das frühzeitige Erkennen der Krankheit besonders wichtig.

“ Immer mehr Menschen verbannen Gluten von ihrem Speiseplan.”

Nicht-Zöliakie-Glutensensitivität ist kaum bekannt

Zöliakie darf aber nicht mit Glutenallergie (diese ist deutlich seltener und hat unmittelbare Auswirkungen) oder mit einer Überempfindlichkeit verwechselt werden. Bei Letzterer sind die Symptome ähnlich, aber der physiologische Ursprung ist nicht derselbe.
Ohne an einer Intoleranz im eigentlichen Sinne zu leiden, geben immer mehr Menschen an, sich ohne Gluten besser zu fühlen, besonders in Bezug auf die Verdauung. Diese Personen leiden womöglich an zöliakieähnlichen Beschwerden, die durch eine Vermeidung von Gluten abgeschwächt werden oder ganz verschwinden. Es wird hier von einer Nicht-Zöliakie-Glutensensitivität (NCGS) oder einer Überempfindlichkeit gesprochen. Die Forschung tappt allerdings noch im Dunkeln. Eindeutige medizinische Beweise liegen bisher nicht vor und die ursächlichen Mechanismen sind noch unbekannt. Die Resultate der Blutuntersuchungen von an NCGS leidenden Personen weisen keine biologischen Marker auf (keine IgA). Das Gluten gilt als verantwortlich für zahlreiche Unannehmlichkeiten im Darmbereich, ist aber möglicherweise nicht alleinige Ursache. Gemäss australischen Forschenden könnten die für Zöliakie typischen Beschwerden viel eher auf eine Gruppe von unverdaulichen Zuckern (sogenannte Fodmaps) zurückzuführen sein.

Autorin: Sophie Membrez

Rezept für glutenfreien Pizzateig

  • 125 g Reismehl (oder auch Hirsemehl)
  • 125 g Maizena
  • 1 EL Olivenöl
  • 1.5 dl Wasser
  • 1 Beutel glutenfreie Hefe
  • 1 TL Salz

Zubereitung

  1. Hefe in etwas lauwarmem Wasser auflösen. Reismehl, Maizena und Salz in eine Schüssel geben.
  2. Das Öl und die aufgelöste Hefe dazugeben und mischen. Nach und nach das restliche Wasser zugeben und zu einem geschmeidigen, leicht elastischen Teig kneten.
  3. Zudecken und an einem warmen Ort etwa eine Stunde ruhen lassen.
  4. Den Teig auswallen und auf ein bemehltes Blech geben. Nun kann der Teig mit Zutaten nach Wahl belegt werden.

Die wichtigsten Nahrungsmittel mit und ohne Gluten

Glutenfrei

  • Reis, Mais, Kartoffeln, Hülsenfrüchte wie Bohnen, Erbsen, Linsen, Kichererbsen oder Kidneybohnen, Früchte, Gemüse, Fleisch.

Glutenhaltig

  • die meisten Getreidearten wie Bulgur, Couscous, Dinkel, Einkorn, Emmer, Gerste, Grünkern, Hafer, Hartweizen,
  • aber auch Bierhefe, Malz, Seitan (asiatisches Weizenprotein), Sojasaucen, paniertes Fleisch und panierter Fisch.

Weitere Informationen finden Sie auf www.zoeliakie.ch