Ganz schön grau

Nicht jedem stehn sie so gut wie Helen Mirren oder George Clooney. Kommen tun sie trotzdem, die grauen Haare. Bei manchen früher, bei manchen später. Warum das so ist und ob Sie dem Grau entgegenwirken können, erfahren Sie hier.

Gemäss der 50/50/50-Faustregel sind 50 Prozent der Menschen mit 50 Jahren zu 50 Prozent ergraut. Das galt jahrelang, bis eine weltweite Studie vor einigen Jahren belegte, dass nicht jede zweite Person, sondern nur etwa jede vierte mit 50 Jahren zur Hälfte grau ist. Zwar hatte die Hälfte der Studienteilnehmenden bereits mit 45 Jahren graues Haar. Doch der durchschnittliche Anteil der grauen Haare war mit rund 15 Prozent eher gering. Im internationalen Vergleich unter Einbezug aller Hautfarben zeigte sich, dass helles Haar früher ergraut als dunkles. Vergleicht man jedoch nur hellhäutige Menschen, ergrauen Dunkelhaarige eher als jene mit hellem Haar.

Ein natürlicher Prozess

Wie der ganze Körper unterliegt auch das Haar dem Alterungsprozess. Zwischen 30 und 35 Jahren machen sich bei den meisten Menschen die ersten grauen Haare bemerkbar. Genau genommen sind sie nicht grau, sondern weiss, aufgrund von fehlenden Farbpigmenten. Um das Farbpigment Melanin in den Melanozyten, den Zellen in den Haarwurzeln, überhaupt zu erzeugen, muss der Körper eine ausreichende Menge der Aminosäure Tyrosin produzieren. Mit zunehmendem Alter nimmt diese Produktion ab, wodurch auch weniger Melanin gebildet wird. In der Folge ergraut der Mensch. Der Zeitpunkt ist zu einem grossen Teil genetisch bedingt. Ein Blick aufs Haupt von Eltern und Grosseltern zeigt meist die eigene Haarzukunft. Es kommt vor, dass Menschen bereits mit 20 Jahren ergrauen. Geschieht es noch früher, sollten Sie sicherheitshalber zum Arzt. Denn vor­zeitiges oder plötzliches Ergrauen kann auch auf eine Erkrankung hinweisen. Dazu zählen beispielsweise Krebserkrankungen, Infektionen oder Blutarmut aufgrund eines Mangels an Vitamin B12. Dabei greift das Immunsystem nicht nur Eindringlinge wie Viren an. Es könnte auch einen Einfluss auf die Melanozyten haben, worauf keine Farbpigmente mehr in den Haarwurzeln produziert werden. Gewisse Medikamente können die Haare ebenfalls ergrauen lassen, wobei die Haarfarbe nach dem Absetzen zurückkommen kann.

Stress lässt Haare ergrauen

Ist die Geschichte von Marie Antoinette, die nach ihrer Verhaftung über Nacht schneeweisses Haar erhielt, Mythos oder Wahrheit? Eine Harvard-Studie bestätigt nun erstmals, was lange gemunkelt wurde: Akuter Stress lässt den Menschen tatsächlich ergrauen. Denn bei Stress gelangt das Hormon Noradrenalin bis in die Melanozyten. Diese werden überreizt und verschwinden innert weniger Tage. Und sind die Melaninproduzenten erst mal weg, bleiben sie auch weg, wodurch die Haare farblos, also weiss nachwachsen. Im Umkehrschluss bedeutet das, wer Stress meidet, einen gesunden Lebensstil mit vitaminreicher Ernährung und Bewegung pflegt und keine früh ergrauten Vorfahren hat – hat gute Chancen, erst später grau zu werden.

Graues Haar ist natürlich und schön.

«Granny Hair» ist weiterhin Trend

Während Haare ursprünglich vor allem dem Schutz vor Kälte dienten, werden Sie heute als Schönheitsattribut wahrgenommen. Dem Klischee nach wirken grauhaarige Männer interessanter und attraktiver. Anders bei Frauen. Hier wird graues Haar eher als Zeichen der Zeit gesehen. Doch spätestens seit «Granny Hair», zu Deutsch Grossmutterhaar, 2019 zum Trend des Jahres wurde und sich viele junge Frauen das Haar extra grau färbten, ist das Image der grauen Maus abgelegt. Immer öfter trauen sich auch Frauen, ihr natürlich ergrautes Haar mit Stolz und Würde zu tragen. Und das zu Recht: Denn Grau ist nicht nur natürlich, sondern gemäss Modewelt auch schön!

Autor: Suzana Cubranovic

Tipps aus Ihrer Apotheke

Die richtige Pflege für jede Phase
Fragen Sie in Ihrer Apotheke nach Rat und optimalen Produkten für Ihre Bedürfnisse.
• Sie stehen zum Grau: Mit dem Alter lässt die Keratinproduktion nach und sorgt für trockenes, feines Haar – spezielle Anti-Aging-Produkte, Feuchtigkeitsseren und Haarmasken machen es weich und fester. Gegen Gelbstich helfen Silberspülungen mit Salbei und blauen Farbstoffen.
• Grau überdecken: Bei weniger als 50 Prozent Grauanteil bietet sich eine Intensivtönung an, die bis zu acht Wochen hält. Stärker ist eine Coloration, die mehr Wasserstoffperoxid enthält und entsprechend dauerhaft haltbar ist. Ebenfalls dauerhaft, jedoch nur für dunkle Naturfarben geeignet, ist die sogenannte Repigmentierung, bei welcher mittels Sauerstoff Farbstoffe im Haar gebildet werden.
• Tipp: Wählen Sie Ihren ursprünglichen Naturton und lieber einen Ton heller als dunkler. Fragen Sie nach Pflegeprodukten für coloriertes Haar und trockene Spitzen sowie nach einem Ansatzspray.

 

Legende:

Färben strapaziert Haut und Haar und kann Allergien auslösen. Lassen Sie sich in der Übergangszeit vom Coiffeur Strähnchen machen, die Haare vorübergehend aufhellen oder kürzen.