Fitness für den Kopf

Ein gutes Gedächtnis ist in vielen Lebenssituationen von Vorteil. Doch nicht alle sind damit gesegnet und mit dem Alter nimmt die Gedächtnisleistung ab. Mit gezieltem Training lässt sich die Merkfähigkeit aber verbessern oder erhalten.

«Wie heisst schon wieder die Hauptstadt von Burkina Faso? Ich habe es gestern gelesen und wollte es mir unbedingt merken. Und heute ist es weg!» Wer kennt das nicht? Immer wieder vergisst man wichtige und weniger wichtige Dinge: Namen, Telefonnummern, Passwörter oder Wissenswertes, das man behalten wollte. Das menschliche Gedächtnis ist keine Festplatte, auf der Informationen dauerhaft gespeichert werden können. Es ist vielmehr ein komplexes Ineinander­greifen von Funktionen des Gehirns. Allerdings ist dieses damit sehr

Als Gedächtnistraining werden Übungen bezeichnet, die die Gedächtnisfunktion erhalten oder fördern.

leistungs­fähig und effizient. Es unterscheidet nämlich zwischen wichtigen und unwichtigen Sinneseindrücken und weiteren Signalen. Das Hirnareal, das dafür zuständig ist, heisst Hippocampus und ist die Schnittstelle zwischen Kurz- und Langzeitgedächtnis. Er entscheidet, was aus der ganzen Datenmenge, die auf einen Menschen hereinprasselt, dringlich, wichtig oder neu ist und im Langzeitgedächtnis behalten werden soll. Die ausgewählten Informationen werden an andere Bereiche des Gehirns weitergeleitet und dort gespeichert. Bei all diesen Vorgängen verändert sich das Gehirn ständig weiter und zwar auch im Alter.

Das Gedächtnis unterstützen

Damit das Gehirn beweglich und das Gedächtnis zuverlässig bleiben, können Sie diese mit Training unterstützen. Als Gedächtnistraining werden Übungen bezeichnet, die auf spielerische Weise die Gedächtnisfunktion erhalten oder fördern. Speziell bei Menschen mit Gedächtnisproblemen oder Menschen mit Demenz im Frühstadium hilft es, den Verlust der Gedächtnisleistung zu stoppen oder zumindest zu verlangsamen. Zu den Übungen gehören Spiele wie Memory, Sudoku und Kreuzworträtsel oder gezielte Techniken, um sich Dinge zu merken. Diese Techniken funktionieren meist auf der Basis von «Eselsbrücken». Dabei verbindet man die zu merkenden Informationen wie Zahlen, Namen oder Fakten mit bekannten Sachen aus dem Alltag, indem man einen logischen oder emo­tionalen Zusammenhang schafft. Oder man kann Dinge oder Gegenstände einem bestimmten Ort zuordnen. Solche Gedächtnisübungen sind für jedes Alter wirkungsvoll. Wichtig für den Erfolg ist eine angenehme Atmosphäre, an das Leistungs­niveau angepasste Übungen, eine gute körperliche Verfassung, Abwechslung und ganz besonders Spass. Auf keinen Fall sollte man sich dabei überanstrengen. Bereits 10 bis 15 Minuten am Tag reichen aus, um vom Training zu profitieren.

Im Alter hilft es besonders

Die Leistungsfähigkeit des Gehirns lässt im Alter allmählich nach. Diesen natürlichen Prozess können ältere Menschen mit regelmässigem Gedächtnis­training bremsen. Dafür gibt es einfache Übungen gegen die Vergesslichkeit. Kreuzworträtsel sind nicht einfach Zeitvertreib, denn man muss sich gleichzeitig an möglichst viele verschiedene Wörter erinnern und die – manchmal etwas vertrackten – Wortdefinitionen interpretieren. Besonders nützlich sind Spiele mit Kindern oder Enkeln. Sie bieten soziale Kontakte, die für die Erhaltung der Gehirnleistung ebenfalls hilfreich sind. Gedächtnistraining kann helfen, das Fortschreiten von Demenzerkrankungen zu verlangsamen. Auch bei bereits vorhandenen Anzeichen von Demenz kann ein angepasstes Training noch positive Auswirkungen haben. In der Regel werden hier eher Übungen eingesetzt, die das Langzeitgedächtnis ansprechen.

«Ah, übrigens, jetzt fällt es mir gerade wieder ein: Die Hauptstadt von Burkina Faso heisst Ouagadougou!»

Kurt Meyer