Die Faszien in Fahrt bringen

Die Faszien bilden das Bindegewebe, das den ganzen menschlichen Körper durchdringt, ihn zusammenhält und zudem als Sinnesorgan funktioniert. Mit gezieltem Mobility Training, das den ganzen Körper einbezieht, werden auch die Faszien gestärkt.

Neben Muskeln, Sehnen und Bändern sind die Faszien unabdingbare Elemente des menschlichen Bewegungsapparates. Das Wort «fascie» kommt aus dem Lateinischen und bedeutet «Bündel» oder «Band». Die Faszien sind das Bindegewebe, das den ganzen Körper durchdringt, alle Muskeln und Muskelfasern, aber auch alle Organe einschliesslich des Gehirns umschliesst. Doch Faszien sind auch in der Haut, in Knorpeln, Knochen, Sehnen und Gelenken zu finden. Alle Faszien hängen zusammen und durch­ziehen den Körper wie ein Netz. So geben sie ihm Stabilität und eine unverwechselbare Gestalt.

Es geht um die Mobilität des gesamten Körpers.

Die Faszien bestehen aus Kollagenfasern, Wasser und Klebstoff. Ihre Dicke variiert von etwa einem halben bis zu drei Millimetern. Faszienzellen produzieren eine Vielfalt von Stoffen, unter anderem Kollagen und Elastin. Das Eiweiss Kollagen bildet Fasern, die sich zu zugfesten Strängen verbinden können. Lockere Fasern können dank des Stoffes Elastin auf die doppelte Länge gestreckt werden. Sie geben dem Körper dadurch Elastizität und Beweglichkeit.

Wichtiges Sinnesorgan

Faszien verfügen über Bewegungs- und Schmerzsensoren und bilden so ein eigentliches Sinnesorgan. Sie reagieren auf vielfältige Reize und leiten Informationen an das Gehirn weiter. Stress, Bewegungsmangel, aber auch übermässige sportliche Belastungen können die Faszien schwächen. Insbesondere Bewegungsmangel, wie er bei überwiegend sitzenden Tätigkeiten vorkommt, beeinträchtigt die Funktion des Bindegewebes. Die Faszien verkleben und verhärten sich, was die Beweglichkeit reduziert und oft zu Schmerzen führt. Durch das Verhärten der ansonsten flexiblen Faszien können auch Nervenbahnen mit schmerzhaften Folgen gequetscht werden.

Ganzheitliches Mobility Training

Um die volle Funktionsfähigkeit der Faszien zu gewährleisten, liefert ein gezieltes Mobility Training die besten Resultate. Dabei geht es um die Mobilität des gesamten Körpers. Für ein ganzheitliches Körpergefühl spielen alle Körperteile zusammen: Das Hirn als Ausgangspunkt für jede Bewegung, die Nerven, Muskeln, Gelenke, Bänder, die Sinne und nicht zuletzt die Faszien. Alle Teile ergänzen sich in einem komplexen System und sorgen für kontrollierte Beweglichkeit. Eine gute Mobilität ermöglicht es, sich in einem grossen Bewegungsumfang schmerzfrei zu betätigen. Mit Mobility Training werden durch dynamische Bewegungen die Gelenke, die Bänder und Sehnen sowie das ganze Fasziengerüst im Körper mit Muskelkraft mobilisiert. Durch die regelmässigen Wiederholungen werden die Bewegungsabläufe im Gehirn gespeichert und können je länger je besser abgerufen werden.

Fehlende Beweglichkeit kann sich auf den ganzen Körper auswirken. Wenn zum Beispiel die Gelenke nicht ausreichend bewegt werden, kann das zu einer Unterversorgung der Gelenkknorpel führen. Dies kann Schmerzen und Gelenkfehlstellungen zur Folge haben. Aber auch die Faszien werden in Mitleidenschaft gezogen. Sie verfilzen und verkleben und können so ihre Aufgaben für die Körperhaltung, die Stabilität und Koordination nicht mehr erfüllen.

Mobility Training besteht aus einer Vielfalt von Übungen, die es jeder Person egal welchen Alters erlauben, nach ihren Bedürfnissen zu trainieren. Ob ein paar kurze Beweglichkeitsübungen vor dem Krafttraining, ein viertelstündiges Ganzkörpertraining oder eine vollständige Yoga-Sitzung ist unerheblich. Haupt­sache ist, die Beweglichkeit wird ganzheitlich gefördert. Anleitungen für ein vielfältiges Mobility Training finden Sie im Internet.

Kurt Meyer

Übungen für mehr Beweglichkeit

  1. In eine tiefe Hocke gehen, die Füsse sollen möglichst nach vorne zeigen; die Handflächen aneinander legen, dann mit den Ellenbogen die Knie nach aussen drücken, den Oberkörper möglichst aufrecht halten; in dieser Stellung etwa 30 Sekunden bleiben, fünf Wiederholungen.
  2. Auf dem Boden sitzend, die Hände etwa 20 cm hinter dem Gesäss abstützen, die Füsse befinden sich ein wenig vor den Knien; die Hüfte so hoch wie möglich anheben, einen Arm für fünf Sekunden nach hinten in Richtung gegenüberliegender Schulter strecken; in die Ausgangsposition zurückkehren und den Arm wechseln; fünf Wiederholungen je Seite.
  3. Start aus dem Vierfüsslerstand; den rechten Fuss zwischen die Hände setzen, das linke Knie so weit wie möglich nach hinten bewegen, ansonsten die Position halten; den rechten Arm hochstrecken, den Oberkörper langsam nach rechts drehen und versuchen, beide Schultern in eine gerade Linie zu bringen, zehn Sekunden halten; fünf Wiederholungen je Seite.