Ich kann dich nicht mehr riechen

Den Kaffee am Morgen, den Kuchen im Ofen: Wer all das nicht mehr riechen kann, verliert an Lebensqualität. Ob durch eine Infektion oder einen Sturz erlitten, Riechstörungen sollten behandelt werden. Manchmal hilft das Training mit Düften.

«Wer die Gerüche beherrscht, der beherrscht die Herzen der Menschen.» So schrieb es Patrick Süskind im Roman «Das Parfum», in dem ein Mann für den besten Duft mordet. Nichts trifft uns so wie ein Geruch: Durch über zehn Millionen Riechzellen in der Nase und Riechnerven gelangen Duftsignale direkt ins limbische System im Gehirn, das für die Gefühle wichtig ist. Duftet es nach Zimt und Nelken, fühlen wir uns weihnachtlich, bei Sonnencreme wie am Strand.

Wer nicht riechen kann, leidet und ist depressiv: Essen und Trinken machen keine Freude, körperliche Nähe verunsichert. Auch fehlt die Warnfunktion vor Feuer und verdorbenem Essen. 15 bis 25 Prozent der Bevölkerung riechen teilweise nicht, fünf Prozent riechen gar nichts. Im Vergleich: Ein gesunder Mensch kann mehr als 10’000 Duftnoten unterscheiden und diese ganz individuell empfinden; mit dem Alter werden es weniger.

Riechstörungen treten häufig nach Viruserkrankungen der oberen Atemwege auf – nach einer Covid-19-Infektion oder nach einer Grippe – und nach einem Sturz auf den Kopf. Dabei können Riechnerven beschädigt werden. Polypen und Entzündungen sind ebenfalls Auslöser, selten Medikamente, Hormon­störungen, Tumore oder neurologische Erkrankungen wie Parkinson. Die Therapie: Bei Entzündungen helfen Medikamente, nach einer Virusinfektion oder nach einer Schädelhirnverletzung verspricht Riechtraining Besserung. Damit es «plötzlich wieder schmöckt wie daheim», wie die Band «Züri West» singt.

Bettina Jakob

 

Wann zum Riechtraining?

Ein Riechtraining kommt nach Infektionen, Traumata, im Alter oder bei Parkinson in Frage, möglichst im ersten Jahr der Störung. Starke Düfte wie «Rose» und «Gewürznelke» sollen verschiedene Riechzellen ansprechen.